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06.11. Tom Ludwig

Wie wende ich mich den Toten zu?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, es gibt in der Bibel einige Stellen, die man falsch verstehen und daraus dann auch falsche Schlüsse ziehen kann. Eine dieser Stellen ist meiner Meinung nach Lukas 9,59+60:

Einen anderen forderte Jesus auf: »Komm, folge mir nach!« Er erwiderte: »Ja, Herr, aber vorher lass mich noch nach Hause gehen und meinen Vater bestatten.« Da antwortete Jesus: »Überlass es den Toten, ihre Toten zu begraben. Du aber sollst dich auf den Weg machen und die Botschaft von Gottes Reich verkünden.«

Man könnte diese Aussage Jesu so verstehen, dass wir uns nicht um die Toten kümmern sollen, sondern dass es nur darum geht, Jesus nachzufolgen. Ich glaube aber, das meint hier Jesus nicht. Wie lieblos wäre Jesus, wenn er von dem Mann verlangen würde, bei der Beerdigung seines eigenen Vaters nicht dabei sein zu dürfen. Ich verstehe diesen Text so, dass dieser Mann noch warten wollte, bis er Jesus nachfolgt. Wahrscheinlich war sein Vater noch gar nicht gestorben und er wollte noch Zeit gewinnen und sein altes Leben weiterleben, bis sein Vater stirbt. Vielleicht wusste er auch, dass sein Vater etwas dagegen gehabt hätte, dass er Jesus nachfolgt, und er wollte sich nicht mit seinem Vater anlegen oder wollte ihn nicht enttäuschen.

Das alles bleibt offen, aber eins steht fest: Jesus will damit nicht sagen, dass wir uns nicht um die Toten kümmern sollen, denn ein respektvoller Umgang mit den Verstorbenen ist auch eine Form der Nächstenliebe. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist, wie die Jünger und Maria mit dem Leichnam Jesu umgehen. Bei der 13. Station des Kreuzweges wird der tote Jesus in den Schoß seiner Mutter gelegt, sodass sie sich gebührend verabschieden kann. Und dann wird er in ein Tuch gewickelt und ins Grab gelegt. Später am Ostersonntag wollen die Frauen ihn noch mit kostbaren Ölen behandeln. Das alles zeigt den respektvollen Umgang mit dem Toten.

Was bedeutet das für uns? Wir Christen wissen, dass der Tod nicht das Letzte ist und dass es sich bei einem Leichnam nur um den Körper handelt, die Hülle sozusagen, die vergeht. Aber trotzdem zeigt sich mit dem Umgang der Toten, welchen Respekt wir vor dem Leben haben, das Gott geschaffen hat. Deshalb sollten wir jedem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen und eine angemessene respektvolle Beerdigung ermöglichen.

Manches Ende ist ein Anfang (Text: Jürgen Werth / Melodie: Johannes Nitsch)