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05.12. Tom Ludwig

Warum werden wir krank?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, in der vergangenen Woche habe ich eine unfreiwillige Auszeit genommen. Ich war krank. Alles musste ausfallen bzw. vertreten werden. Ich konnte meinen Familiengottesdienst am 1. Advent nicht halten, musste sämtliche Christenlehre und auch alle anderen Termine absagen. Ich war die ganze Woche über zuhause und habe eigentlich so gut wie nichts gemacht. Da hat man viel Zeit nachzudenken und ich habe mich wieder einmal gefragt: Warum gibt es Krankheiten eigentlich? Warum werden wir hin und wieder krank? Ich meine das nicht aus medizinischer Sicht, da gibt es sicher viele Antworten darauf. Sondern ich meine das aus theologischer Sicht. Hat es einen tieferen Sinn, dass wir krank werden? Will uns Gott damit etwas sagen? Ist es am Ende vielleicht sogar gut bzw. notwendig, dass wir hin und wieder krank werden? Drei Gedanken sind mir dazu eingefallen, die ich mit euch teilen möchte:

1. Krankheiten können mir sagen, dass sich die Welt nicht um mich dreht.

Vielleicht nehmen wir uns oft zu wichtig und wünschen uns, dass wir unentbehrlich sind. Aber so ist das nicht. Jeder Mensch ist entbehrlich. Die Welt dreht sich immer weiter auch ohne mich. Das ist eine schmerzliche Erkenntnis, aber sie ist wichtig, um uns auf den Boden der Realität zu holen. Wenn man krank ist, merkt man, dass es weitergeht, auch ohne mich. Sicher ist es schön, wenn man vermisst wird und wenn manches nicht ganz so gut läuft wie mit mir, aber trotz allem bin ich nicht so wichtig, dass es ohne mich nicht geht. Das sollten wir uns immer mal wieder bewusst machen. Dazu können Krankheiten hilfreich sein.

2. Krankheiten können mich dankbar machen.

Es ist ja bei vielen Dingen so, wir gewöhnen uns sehr schnell daran. Und erst bei einem Verlust merken wir oft, wie wichtig es uns war. Das gilt für Menschen, für Dinge und eben auch für die Gesundheit. Erst wenn uns die Gesundheit fehlt, lernen wir sie schätzen. Deshalb müssen wir hin und wieder krank werden, um dafür dankbarer zu werden, dass wir meistens gesund sind.

3. Krankheiten können die Größe Gottes verdeutlichen.

In Johannes 9 finden wir eine interessante Geschichte, wo es um einen blind geborenen Mann geht. Als die Jünger ihn sehen, fragen sie Jesus: „Wer ist schuld daran, dass dieser Mann blind ist? Hat er selbst Schuld auf sich geladen oder seine Eltern?“ Hier steckt ein Denken dahinter, dass wir auch heute noch finden, nämlich dass Krankheiten Strafen Gottes sind. Jesus macht in dieser Geschichte aber deutlich, dass diese Vorstellung falsch ist. Er sagt:

„Weder noch, vielmehr soll an ihm die Macht Gottes sichtbar werden.“ (Joh 9,3)

Dieser Mann war also nur deshalb krank, damit durch seine Heilung die Größe Gottes sichtbar werden konnte. Und so ist das auch heute noch. Wenn Gott an einem kranken Menschen wirkt, dann können wir daran Gott erkennen. Und damit meine ich nicht nur, wenn dieser Mensch wieder gesund wird. Das auch, aber Gottes Wirken ist wesentlich vielseitiger. Gott kann Kraft und Mut geben, Hoffnung und Zuversicht. Gott kann einen kranken Menschen aufbauen, selbst wenn er nicht wieder gesund wird. Und Gott kann auch in Krankheit führen und einen Sinn geben und dem Menschen helfen, seine Krankheit zu tragen und zu akzeptieren. In all dem können wir Gottes Wirken erkennen.

Ich wünsche euch allen Gesundheit und dass ihr dankbar seid für diese Gesundheit. Aber ich wünsche euch auch, dass ihr in Krankheit Gott nicht vergesst und erkennt, was er euch damit sagen will. Gott segne euch.

Jesus, berühre mich (Albert Frey)