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04.10. Christian Colditz

Die Losung mit Lehrtext für den 4.10.2022

Der HERR schafft Recht den Waisen und Witwen und hat Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gibt. Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben.
5.Mose 10,18-19

Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
Matthäus 25,35

An einem Sonntag im September 2013 saßen sie plötzlich bei uns im Gottesdienst: zwei syrische Ehepaare. Nur zwei Tage zuvor wurde unter Demonstrationen – dafür und dagegen – das Flüchtlingsheim in unserem Stadtteil in Greiz eröffnet. Gemeindeglieder waren unter denen gewesen, die die Flüchtlinge willkommen hießen.
Als wir nach dem Gottesdienst mit den Syrern (auf Englisch) ins Gespräch kamen, erfuhren wir, dass sie eine Kirche gesucht und unseren Kirchturm gesehen hatten. Gott hatte uns fremde Menschen nicht nur vor die Tür gestellt, sondern mitten in sein Haus. Wir dachten in Syrien leben nur Muslime, doch wie sich herausstellte waren es auch noch Christen, also unsere Geschwister. Damit begann die Arbeit der Gemeinde mit Geflüchteten. Christen und Muslime waren willkommen und ich besuchte einige im Flüchtlingsheim. Zusammen mit der Heilsarmee aus Chemnitz gestalteten wir ein christliches Kinderprogramm für die Flüchtlingskinder und die Kinder aus dem Ortsteil. 2016 holten wir sogar drei Missionare aus Ägypten nach Greiz. Viele Seelsorge geschah – besonders unter den muslimischen Frauen. Wir luden zu einem Glaubenskurs auf Arabisch und Deutsch ein, doch nur wenige kamen und keiner wurde Christ.
Wir waren enttäuscht und trotzdem machten wir weiter. Jesus spricht ja vom Aufnehmen und nicht davon, dass die Aufgenommenen immer unseren Vorstellungen entsprechen und das tun müssen, was wir uns von ihnen wünschen. Anders als beim Staat oder bei der Integration in die Gesellschaft, sind keine Bedingungen ans Aufnehmen geknüpft.
Die Begründung bei Mose ist eindeutig: Weil Gott die Witwen, die Waisen und die Fremden liebt, sollen wir sie auch lieben.
Gleichzeitig war uns klar, dass unser Auftrag als Gemeinde größer ist, als nur humanitäre Hilfe zu leisten. „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ 1. Timotheus 2,4
Im Vater Unser beten wir ja, dass Gottes Wille geschehen soll. Also beteten wir weiter dafür, dass Muslime Gott kennen lernen. Wenn sie schon aus ihrer Heimat fliehen mussten, dann sollen sie das Beste bekommen, was er in unserem Land zu haben gibt: das Evangelium von Jesus Christus.
Intensiv hatten meine Frau und ich uns um die arabisch sprechenden Ausländer bemüht. Sogar ein paar Brocken Arabisch gelernt und einigen Nachhilfe in Deutsch gegeben. Doch nichts passierte. Dann kam alles ganz anders. Ich lernte im Flüchtlingsheim drei iranische Männern kennen. Das war eigenartig, denn Geflüchtete wurden nach Herkunft auf die Landkreise verteilt und Iraner kamen normalerweise nicht nach Greiz. Doch diese drei interessierten sich für Jesus und mit ihnen begann eine völlig neue Geschichte. Iraner und Afghanen (die alle Farsi sprechen), wurden Christen und es begann ein persisch-deutscher Hauskreis.
Was können wir daraus für Tanna oder für unser Christsein hier lernen, wenn hier doch gar keine Flüchtlinge leben?
Nun zunächst sollen wir Gottes Willen folgen.
Wenn Gott sagt: Liebt die Witwen, die Waisen und die Fremden, dann ist das unser Auftrag. Wenn Gott sagt: Verkündigt das Evangelium, dann ist das unser Auftrag.
Manchmal sehen wir nicht sofort Frucht. Aber das können wir ruhig ihm überlassen – er kümmert sich um die „Details“, wenn wir treu sind. AMEN