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04.09. Tom Ludwig

Wen muss ich loslassen? Für wen gebe ich mich hin?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, vorletzten Sonntag erreichte mich die Nachricht, dass Maren Sell, meine Gemeindepädagogen-Kollegin aus Pößneck, ganz plötzlich und völlig überraschend gestorben ist. Sie hinterlässt einen fünfjährigen Sohn, einen Mann, Eltern, Freunde und eine große Lücke im Kirchenkreis. Das ist unfassbar und schrecklich tragisch. Wie kann man von einem Fünfjährigen verlangen, seine Mama loszulassen? Wie soll ein Mann seine Frau in so jungen Jahren loslassen? Wie sollen Eltern ihre Tochter loslassen? Das sind Fragen, die ich mir kaum zu stellen wage und doch muss ich sie stellen. Und dann kommen auch solche Fragen auf: Warum lässt Gott so etwas zu? Kann das Gottes Wille sein? War von Anfang an klar, dass sie nicht mehr Lebenszeit hatte? Steht unsere Lebenszeit schon von Geburt an fest? Wie lange habe ich noch zu leben?

Das alles sind Fragen, dir mir durch den Kopf gehen und ich bin ganz ehrlich, ich habe darauf keine Antworten. Ich glaube an das ewige Leben bei Gott und ich glaube, dass Maren jetzt bei ihm ist und dass sie glücklich ist. Der Gedanke kann sehr tröstlich sein, aber trotzdem hinterlässt sie Menschen, die sie brauchen und für diese Menschen bleibt die Trauer und es bleiben viele Fragen offen.

Die Frage: Wen muss ich loslassen? Muss sich jeder einmal stellen, ob er will oder nicht. Und leider können wir uns das nicht aussuchen. Doch die zweite Frage ist anders. Für wen gebe ich mich hin? Jesus gab sich für uns alle hin, damit wir eine Hoffnung haben, die über den Tod hinaus geht. Und das sollte für uns Motivation sein, sich für andere hinzugeben und für sie da zu sein, besonders in schweren Situationen. Wir können nicht allen helfen, aber wir können uns für Menschen hingeben, die Gott uns an die Seite gestellt hat. Deshalb sagt Jesus: Liebe deinen Nächsten. Wenn jeder die Menschen liebt und die Menschen unterstützt und stärkt, die in seinem Umfeld leben, dann wäre die Welt ein besserer Ort. Deshalb lasst uns nicht aufhören, einander zu helfen, wertzuschätzen, zu unterstützen, zu lieben und füreinander zu beten. Oft können wir nicht viel tun, wie im Fall meiner Kollegin, aber beten können wir immer. Deshalb bitte ich euch heute, für ihren Sohn und ihren Mann und die Familie und Freunde zu beten. Ich möchte beten mit den Worten Davids, als er total verzweifelt war: Herr, wie lange wirst du mich noch vergessen, wie lange hältst du dich vor mir verborgen? Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen, wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen? Herr, mein Gott, wende dich mir zu und antworte mir! Lass mich wieder froh werden und neuen Mut gewinnen, sonst bin ich dem Tod geweiht. Mein Feind würde triumphieren und sagen: »Den habe ich zur Strecke gebracht!« Meine Gegner würden jubeln über meinen Untergang. Ich aber vertraue auf deine Liebe und juble darüber, dass du mich retten wirst. Mit meinem Lied will ich dich loben, denn du, Herr, hast mir Gutes getan. (Psalm 13)

Wie lange noch (Text: Christoph Zehendner, Melodie: Manfred Staiger)