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03.04. Tom Ludwig

Hosianna! … Kreuzige ihn!

Liebe WhatsApp-Gemeinde, was ist passiert? Kann eine ganze Stadtbevölkerung innerhalb von fünf Tagen eine Kehrtwendung von 180° machen? Scheinbar doch, denn in Jerusalem ist es passiert. Gestern war Palmsonntag, der Tag, an dem Jesus mit einem Esel in Jerusalem eingezogen ist. Und er wurde wie ein König empfangen. Das Volk schrie: „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (Mt 21,9) Doch nur fünf Tage später, am Karfreitag, fragte Pontius Pilatus das Volk, was er mit Jesus machen soll. Und sie riefen alle: Kreuzige ihn! (Mt 27,22) Warum? Was ist passiert? Warum haben alle ihre Meinung geändert? Warum haben sie Jesus erst als König gefeiert und wollten ihn dann kreuzigen lassen? Und ich frage mich, ob das auch heute noch passieren könnte. Wie schnell können wir unsere Meinung ändern? Ich denke, dieser Wandel hat verschiedene Gründe. Ein paar möchte ich nennen:

1. Enttäuschung

Viele Menschen damals in Israel hofften auf den Messias, der das Land von den Römern befreit. Und als Jesus nach Jerusalem kam, dachten sie, jetzt ist es so weit, jetzt richtet Jesus seine Königsherrschaft auf und besiegt die Römer. Aber das tat Jesus nicht. Er lies sich gefangen nehmen, verspotten und auspeitschen. Zu Pontius Pilatus sagte er: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36) Diese enttäuschten Erwartungen veranlassten scheinbar viele Menschen, ihre Meinung zu ändern und nun gegen Jesus zu sein.

Und mal ehrlich, ist das heute nicht noch genauso? Egal ob in der Politik oder im Sport oder auch im alltäglichen Leben, mit Enttäuschungen können wir schwer umgehen. Es kommt nicht zu selten vor, dass die Begeisterung in Abneigung oder sogar in Hass umschlägt. Leider kommt das auch im Glauben vor. Wenn Menschen von Gott enttäuscht sind, weil er ihre Erwartungen oder Vorstellungen nicht erfüllt, kann es in Abneigung oder Gleichgültigkeit oder sogar in Hass umschlagen.

2. Geld

Der zweite Grund, warum das Volk seine Meinung geändert hat, könnte sein, dass sie bestochen wurden. Vielleicht haben die führenden Juden einigen Geld gegeben, dass sie Stimmung gegen Jesus machen. Bei Judas hat das ja auch gekappt. Er hat Jesus für 30 Silberstücke verraten.

Hat sich da bis heute etwas geändert? Ich glaube nicht. Was machen Menschen alles für Geld? Sie arbeiten bis zum Umfallen und ruinieren ihre Gesundheit oder ihre Ehen oder ihre Familien, sie vergessen ihre Freunde oder Arbeitskollegen, sie lügen und betrügen, ja sie morden sogar für Geld. Und was tun wir alles für Geld und Wohlstand?

3. Gruppenzwang

Der dritte Grund, warum viele ihre Meinung geändert haben, war wohl der Gruppenzwang. Wir Menschen sind Herdentiere und folgen gerne der Mehrheit. Und vielleicht fingen einfach einige an, die Kreuzigung Jesu lautstark zu fordern und so entstand der Eindruck, dass alle das wollten. Was die Mehrheit will, muss ja richtig sein, oder?

Mir fällt da sofort das Beispiel aus unserer deutschen Geschichte ein: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Ich frage mich immer wieder, wie das passieren konnte. Und auch heute kann man immer wieder dieses Phänomen beobachten, dass Menschen lautstark irgendeine Meinung verkünden und man den Eindruck hat, alle wollen das. Und viele brüllen einfach mit, auch wenn es total dumm ist.

Mich macht diese Geschichte nachdenklich und ich möchte gerne daraus lernen. Sie sagt mir: 1. Bleibe fest im Glauben, auch wenn deine Erwartungen und Wünsche an Gott manchmal enttäuscht werden. Vertraue ihm trotzdem, denn am Ende wird Gott dir zeigen, warum alles so kommen musste, und du wirst verstehen und dankbar sein. 2. Nimm Geld und Wohlstand immer dankbar aus Gottes Hand und lass niemals zu, dass es dein Leben bestimmt. 3. Handle immer nach bestem Wissen und Gewissen und frage, was Gott will, egal ob es der Mehrheit gefällt oder nicht. Mein Lebensmotto soll sein, wie es in der heutigen Losung heißt:

Ich habe den HERRN allezeit vor Augen. (Psalm 16,8)