Warum habt ihr so wenig Vertrauen?
Liebe Leser, wem vertraut ihr am meisten? Euerm Partner? Euern Eltern? Euern Kindern? Dem besten Freund bzw. der besten Freundin? Euerm Chef? Euch selbst? Und warum vertraut ihr dieser Person am meisten? Weil ihr sie liebt? Weil sie euch liebt? Weil ihr gute Erfahrungen mit ihr gemacht habt? Weil sie sich euer Vertrauen verdient hat?
Und fragen wir umgekehrt: Wem vertraut ihr nicht? Euerm Ex-Partner? Euerm Ex-Freund bzw. Ex-Freundin? Euern Nachbarn? Euern Kollegen? Den Politikern? Und warum vertraut ihr diesen Personen nicht? Weil ihr sie nicht liebt? Oder weil sie euch nicht lieben? Weil sie euch enttäuscht haben? Weil sie euer Vertrauen missbraucht haben?
Psychologen sagen, die entscheidende Zeit, um ein sogenanntes „Urvertrauen“ aufzubauen, ist die Anfangszeit in unserem Leben, die ersten 6 Monate. Wenn ein Baby schreit, weil es Hunger hat oder weil es Angst hat oder weil es sich unwohl fühlt oder aus welchen Gründen auch immer, dann sollen die Eltern immer sofort da sein. Damit das Kinder lernt: Ich bin nicht allein. Ich werde geliebt. Ich bin wichtig. Wenn ich Kummer habe, ist jemand für mich da.
Dieses Urvertrauen ist wichtig, um auch später Menschen zu vertrauen. Wenn dieses Urvertrauen nicht aufgebaut wurde, dann ist es für diesen Menschen schwerer, anderen zu vertrauen (Gott sei Dank aber nicht unmöglich, man kann es auch nachholen). Wenn das Urvertrauen da ist, dann fällt es leichter, zu anderen Menschen ein Vertrauensverhältnis zu haben. Aber natürlich ist das auch keine Garantie, denn durch viele Enttäuschungen und missbrauchtem Vertrauen kann man dieses Urvertrauen auch ein Stück wieder verlieren. Ich habe manchmal den Eindruck, gerade in dieser Zeit, dass die meisten Menschen in Deutschland kein Urvertrauen mehr haben. Warum ist das? Ich glaube kam, dass die meisten Deutschen als Baby vernachlässigt wurden. Also muss es andere Gründe haben.
Wenn ich so über dieses Thema nachdenke, kommen mir zwei Gedanken, die ich euch gerne weitergeben will:
1. Werft euer Vertrauen nicht weg, nur weil ihr enttäuscht wurdet!
Enttäuschung gehört zu unserm Leben dazu. Manchmal werden wir von anderen Menschen enttäuscht und manchmal enttäuschen wir uns selbst. Aber ich glaube, das dürfen wir nicht zum Anlass nehmen, prinzipiell misstrauisch zu werden, denn Menschen machen nun mal Fehler und deshalb sollten wir vergeben und neue Chancen zulassen. (Das gilt übrigens auch für Politiker). Wünscht ihr euch nicht auch, dass andere euch vergeben und euch neue Chancen geben, wenn ihr sie enttäuscht habt? Und wir sollten außerdem nicht den Fehler machen, zu sehr auf unsere Enttäuschungen zu sehen, denn es gibt auch viel Gutes, was wir erfahren haben, und Menschen, die es gut mit uns meinen.
2. Gottvertrauen hilft uns, auch anderen Menschen zu vertrauen.
Ich glaube, wenn wir zu wenig Urvertrauen haben, dann ist es um so wichtiger, unser Vertrauen auf Gott zu setzen, denn er enttäuscht uns nicht. Natürlich weiß ich, dass man das auch anders sehen kann. Manch einer wird sagen, dass er auch von Gott enttäuscht wurde, weil er Schlimmes erlebt und Gott ihm nicht geholfen hat. Ja, das verstehe ich. Aber ich glaube trotzdem daran, dass Gott mich nie enttäuscht. Er hilft mir nicht immer, er erfüllt nicht alle meine Wünsche, aber er verlässt mich nie und er steht immer zu mir, auch wenn ich ihn enttäusche. Und wenn ich diese Grundlage habe, wenn ich Gott vertraue, dann wird es mir auch leichter fallen, anderen Menschen zu vertrauen, weil ich dadurch stabiler bin und barmherziger sein kann. „Warum habt ihr so wenig Vertrauen?“ Das fragte Jesus seine Jünger in Matthäus 16, weil sie kein Brot mitgenommen und deshalb Angst hatten, sie müssen hungern. Doch Jesus erinnert sie daran, was sie schon alles mit ihm erlebt hatten. „Habt ihr das vergessen?“ Ich glaube, Gott fragt das auch uns: Warum habt ihr so wenig Vertrauen? Habt ihr vergessen, was ich euch schon alles Gutes getan habe? Vertraut mir! Ich bin immer bei euch. Ich verlasse euch nicht. Ich steh euch bei, weil ich euch liebe.