Christkind oder Weihnachtsmann?
Liebe WhatsApp-Gemeinde, letzte Woche hatte ich in einer Christenlehre-Gruppe ein Gastkind. Es hat mir erzählt, dass es in Religion geht, aber noch nie zur Christenlehre war. Als wir zusammen beten wollten, fragte es mich: „Beten, was ist das?“ Und als wir dann ein Lied gesungen haben, wo es heißt: „Freue dich, Christkind kommt bald“, schaute mich das Kind ganz verwundert an und fragte: „Christkind? Aber es kommt doch der Weihnachtsmann.“ Das hat mich nachdenklich gemacht. Wenn schon Kinder, die in Religion gehen, nicht mehr wissen, was beten ist und warum wir Weihnachten feiern, wie ist das dann erst bei den anderen Kindern, die nicht in Religion gehen?
Welche Rolle spielt der christliche Glaube eigentlich noch in unserer Gesellschaft? Wir sind doch ein christlich geprägtes Land, doch wem ist das noch bewusst? Ich frage mich, woran liegt das, dass so viele Menschen nicht mehr viel mit christlichen Traditionen und Inhalten anfangen können? Sicher könnte man sich darüber aufregen und sagen: Es geht alles den Bach runter. Früher war alles besser, da hatten die Menschen noch einen Glauben und es gab noch mehr Anstand und Zusammenhalt unter den Menschen. Heutzutage denkt jeder nur noch an sich und alle sind unzufrieden und haben Gott vergessen. Usw.
Aber ehrlich gesagt, halte ich davon nichts. Ich glaube nicht, dass es früher besser war. Das liegt oft nur an unserem verklärten Umgang mit der Vergangenheit. Es gab früher genauso wie heute Gutes und Schlechtes. Es gab gläubige Menschen und ungläubige. Es gab Glück und Unglück und das wird auch immer so sein. Ich denke, warum unsere Gesellschaft immer weniger kirchlich bzw. christlich geprägt ist, liegt hauptsächlich an zwei Dingen:
1. Es geht uns zu gut.
Schon in der Bibel beim Volk Israel war das so. Wenn es ihnen gut ging, haben sie Gott vergessen. Und wenn es ihnen schlecht ging, erinnerten sie sich an Gott und schrien in ihrer Not um Hilfe. Und so ist das auch heute noch bei vielen Menschen. Wie heißt es so schön: Not lehrt beten. Wann waren bei uns in Deutschland zuletzt die Kirchen voll? Zur Wendezeit, weil es eine Not gab, weil die Menschen Angst hatten. Das trieb sie in die Kirchen. In armen Ländern oder in Kriegsgebieten sind die Menschen oft gläubiger, weil sie Gott mehr brauchen. Doch uns geht es viel zu gut. Wir haben alles im Überfluss und haben deshalb das Gefühlt, dass wir Gott nicht brauchen. Ich hoffe sehr, dass wir nicht erst eine Katastrophe oder einen Krieg erleben müssen, um zu Gott zurückzufinden. Gott möchte uns begleiten und für uns da sein in guten und in schlechten Zeiten.
2. Wir Christen sind nicht überzeugend.
Der zweite Grund, warum unsere Gesellschaft immer unreligiöser wird, sind wir Christen selbst. Die Kirche hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, sie war Machtgierig, hat Kriege im Namen Gottes geführt, hat Hexen und Ketzer verbrannt usw. Damit hat sie schwere Schuld auf sich geladen. Und auch heute noch machen wir Christen Fehler, die andere abschrecken. Wir schweigen, wo wir reden müssten und reden, wo wir schweigen müssten. Wir Christen streiten uns und spalten uns, obwohl wir eine Einheit sein müssten. Wir diskriminieren und schließen aus, wir sind lieblos und unbarmherzig, obwohl die Liebe das Wichtigste sein müsste.
Ich bin der Überzeugung, dass wir Christen uns wieder ganz neu auf das Wichtigste konzentrieren müssen, damit die Kirche wieder attraktiv wird und wieder Menschen anzieht. Und das Wichtigste ist das Evangelium: Gott liebt jeden Menschen und er schickt seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt, um uns genau das zu zeigen. Durch Jesus können wir Gottes Liebe erfahren und diese Liebe kann uns Menschen verändern, damit auch wir lieben können und damit die Welt ein ganzes Stück besser wird. Und diese Liebe ist unvergänglich. Gott schenkt uns eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Das gibt uns Mut und Trost nicht nur aber auch in schweren Zeiten.
„Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht ins Verderben geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16)