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13.06. Tom Ludwig

Wenn die Mehrheit im Unrecht ist …

Liebe WhatsApp-Gemeinde, wir leben in einer Demokratie. Das heißt: Die Mehrheit entscheidet, was richtig und was falsch ist. Wenn die Mehrheit eine Partei wählt, dann wird diese auch regieren (im Normalfall zumindest). Wenn die Mehrheit in einer Schulklasse für einen Klassensprecher ist, dann wird dieser auch Klassensprecher. Die Mehrheit setzt sich in einer Demokratie durch und auch im normalen Leben entscheidet die Mehrheit, was getan wird und was nicht. Das hat viele Vorteile, aber es hat auch einen entscheidenden Nachteil: Was ist, wenn die Mehrheit im Unrecht ist?

Nehmen wir ein Beispiel aus der Bibel: Als das Volk Israel nach seiner Wüstenwanderung an das gelobte Land kam, schickte Mose 12 Kundschafter los, um dieses Land kennenzulernen. Nach 40 Tagen kehrten die Kundschafter zurück und berichteten, wie schön und fruchtbar dieses Land ist. Doch 10 Kundschaften waren negativ eingestellt und sagten dem Volk, dass sie niemals in dieses Land kommen werden, weil die Menschen dort viel zu groß und zu stark und die Mauern zu hoch und zu dick wären. Nur Josua und Kaleb waren anderer Meinung. Sie sagten:

Das Land, das wir erkundet haben, ist wirklich sehr gut! Dort gibt es alles im Überfluss! Wenn der Herr Gefallen an uns hat, wird er uns dorthin bringen und uns das Land schenken. (4.Mose 14,8)

Aber das Volk hörte nicht auf die Beiden, sondern auf die Mehrheit. Sie schimpften und murrten und wollten am liebsten zurück nach Ägypten. Sie lehnten sich gegen Mose auf und wollten Josua und Kaleb steinigen.

Was soll man in so einem Falle tun? Was ist, wenn die Mehrheit im Unrecht ist? Und da gibt es ja auch in unserer Zeit genügend Beispiele. Die Mehrheit der Russen ist für den Krieg. Was soll die russische Minderheit, die diesen Krieg für Unrecht hält, dagegen tun? Was ist, wenn in einer Klasse oder einer Firma jemand von der Mehrheit gemobbt wird? Was kann ich als Einzelner dagegen tun? Was ist, wenn die Mehrheit der Deutschen eine Partei wählt, die Unrecht tut? In unserer deutschen Geschichte ist das leider schon vorgekommen. Was ist, wenn die Mehrheit den „totalen Krieg“ will?

Ich habe den Kindern in der Christenlehre auch diese Frage gestellt, als wir über dieses Thema gesprochen haben: Was kann man als Minderheit tun, wenn die Mehrheit im Unrecht ist? Und es kamen von den Kindern interessante Antworten. Drei davon will ich nennen:

1. Man könnte als Minderheit einfach nicht mitmachen.

Ja, das geht manchmal. Man kann einfach nicht mit mobben. Man kann nicht mit in den Krieg ziehen. Man kann trotzdem eine andere Partei unterstützen, auch wenn sie in der Minderheit ist. Aber leider hat dieses Verhalten oft nicht so die Tragweite. In dem biblischen Beispiel hätten Kaleb und Josua allein in das gelobte Land ziehen sollen? Was hätten sie da gekonnt? Sich raushalten und nicht mitmachen kann eine Option sein, aber sie ist wohl meistens nicht die erfolgreichste.

2. Man könnte als Minderheit versuchen, die Mehrheit vom Richtigen zu überzeugen.

Ich glaube, dass ist eine sehr gute und wichtige Möglichkeit. Wir sollten immer das Gespräch suchen, unsere Meinung sagen und versuchen zu überzeugen, wenn wir merken, dass andere im Unrecht sind. Wenn uns das gelingt, ist es ein Erfolg und es kann Veränderungen bringen – im Kleinen wie im Großen.

3. Gott vertrauen

Und dann kam von den Kindern noch ein Gedanke, den ich für sehr wichtig halte. Wir sollten Gott vertrauen und mit seiner Hilfe das Richtige tun, auch wenn wir damit in der Minderheit sind. Gott hat sich hinter Josua und Kaleb gestellt und hat sie unterstützt, weil sie ihm vertraut haben. Gott hat diese Beiden später in das gelobte Land geführt und sie damit für ihr Vertrauen belohnt. Und er wird auch uns belohnen, wenn wir ihm vertrauen und versuchen das Richtige zu tun, auch dann, wenn wir damit allein dastehen. Denn Gott steht nicht automatisch auf der Seite der Mehrheit, sondern immer auf der Seite derer, die das Gute tun und ihm vertrauen.

Gott wird helfen (aus dem Musical „Jericho“ von Gertrud + Dirk Schmalenbach)