Wacht und betet!
Liebe Leser, diese Aufforderung stammt von Jesus, als er im Garten Gethsemane vom Beten zurückkommt und seine Jünger schlafend vorfindet. Doch was bedeuten diese Worte für uns?
Dass wir beten sollen, steht in der Bibel. Wofür wir beten sollen, steht in der Zeitung, bzw. im Internet oder hören wir im Radio oder Fernsehen. Jesus ruft uns also auf, aktiv zu beten. Nicht als Ohnmachtsbekundung: „Ach, wir können ja gar nichts tun, also beten wir halt, weil uns nichts anderes einfällt.“ Nein, beten ist viel mehr.
„Wacht“ heißt aufmerksam sein, was um uns herum geschieht und etwas tun und dafür beten. Natürlich wissen wir alle, dass dieses Tun oft nicht leicht ist, ganz besonders in den Situationen, die uns lähmen und wo uns überhaupt nichts einfällt. Wir haben es teilweise in der Pandemie gespürt und erleben es jetzt seit Beginn des Krieges noch viel extremer. Was sollen wir dagegen tun? Wachen und beten. Aufmerksam sein und ins Gebet gehen. Beobachten und erkennen, was ich tun kann und diese Möglichkeiten mit meinem Gebet stärken.
Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: „Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Das ist sehr weise und, falls ihr es nicht gemerkt habt, es ist ein Gebet. Eines der wichtigsten Grundlagen unseres Glaubens ist eben das Gebet. Und diese Grundlage steht meiner Meinung nach auf drei Säulen.
1. Säule: Das persönliche Gebet
„Wenn du beten willst, zieh dich zurück in dein Zimmer, schließ die Tür hinter dir zu und bete zu deinem Vater. Denn er ist auch da, wo niemand zuschaut. Und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.“ (Mt 6,6)
Ganz persönlich im stillen Kämmerlein nur Gott und ich. Dort kann ich ihm alles sagen, was ich auf dem Herzen habe, völlig egal, was es ist und wie ich es formuliere. Gott sieht mein Herz und er hört mein Gebet.
2. Säule: Das formulierte Gebet
„Darum sollt ihr so beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name …“ (Mt 6,9) Auch das kann für uns sehr wichtig sein. Nicht immer ist uns nach beten zumute. Nicht immer fällt uns etwas ein. Nicht immer sind wir in Stimmung, offen und ehrlich mit Gott zu reden. Manchmal liegt es einfach an unserer Verfassung, weil wir zu kaputt sind oder weil wir Angst haben oder gerade eine Glaubenskrise durchmachen. Da können formulierte fertige Gebete sehr hilfreich sein. Das Vaterunser natürlich ganz vornedran, aber auch die Psalmen oder andere Gebete, die nicht in der Bibel stehen. Mir hat das schon oft geholfen. Ich fange meine Gebetszeit immer mit einem Psalm an und gehe dann ins persönliche Gebet über.
3. Säule: Das gemeinsame Gebet
„Wenn zwei von euch hier auf der Erde meinen Vater im Himmel um etwas bitten wollen und sich darin einig sind, dann wird er es ihnen geben. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte.“ (Mt 18,19-20)
Auf dem gemeinsamen Gebet liegt ein ganz besonderer Segen. Hört Gott also das Gebet mehr, das wir mit anderen Christen zusammen sprechen? Nein, ich glaube, dass er unser persönliches Gebet genauso hört, aber er legt deshalb auf das gemeinsame Gebet so einen großen Segen, weil ihm Gemeinschaft unter Christen so wichtig ist. Der christliche Glaube war von Anfang an ein Gemeinschaftsprojekt. Glaube äußert sich immer auch in der Gemeinde.
Ich weiß, dass das an vielen Stellen verloren gegangen ist. Viele Christen leben ihren Glauben nur noch zu Hause für sich selbst und haben mit Gemeinde nicht mehr viel zu tun. Viele treten sogar aus der Kirche aus. Aber das heißt ja nicht automatisch, dass sie nicht mehr glauben, sondern viele haben nur keinen Bezug mehr zu Gemeinde und Kirche. Aber Jesus sagt hier ganz klar und deutlich: Wenn ihr gemeinsam betet, dann hört Gott auf jeden Fall, weil Gott die Gemeinschaft unter uns Christen sehr wichtig ist. Wir sollen uns gegenseitig stärken und ermutigen und füreinander da sein und miteinander beten. Und deshalb lasst uns wachen und beten! Gott helfe uns dabei.