Wer war eigentlich Nikolaus?
Liebe WhatsApp-Gemeinde. Heute ist der 6. Dezember, der Nikolaustag. Zu diesem Anlass habe ich heute für euch eine kurze Biografie vom Heiligen Nikolas aus dem Buch „Das Hausbuch der Heiligen und Namenspatrone“ von Alfred Läpple und eine Geschichte über Nikolaus mit dem bekannten Lied „Lasst uns froh und munter sein“:
Nur wenige Heilige, die der Christenheit des Ostens und Westens angehören, haben in Vergangenheit und Gegenwart unter der Verkitschung und Verzerrung mehr zu leiden als der heilige Nikolaus, Bischof von Myra. Im kommunistischen Osten hat man ihn zum »Väterchen Frost« umfunktioniert. Im konsumfreudigen Westen hat man ihn als werbewirksamen »Weihnachtsmann« vermarktet, damit die Kassen der vorweihnachtlichen Geschäfte heller und lauter klingen. Von nicht wenigen Eltern wird der Bischof Nikolaus als erfolgreiche Erziehungshilfe eingesetzt, um Lob und Tadel an ihre Kinder aus dem Munde eines himmlischen Pädagogen wirksamer und nachhaltiger zu machen.
>>Um zum Kern der Verkündigung Christi, die sich im Bischof von Myra verleiblicht hat, vorzustoßen, muss daher der Märchenfigur der ›Bart abgenommen werden, insofern dieser Bart das leuchtende Antlitz des Heiligen verdunkelt und entstellt<< (Lothar Heiser). Der griechische Name »Nikolaus<< (Hagios Nikolaos = heiliger Nikolaus) bedeutet »Sieg des Volkes Gottes<<.
Das Leben des heiligen Nikolaus fällt in das 4. Jahrhundert. Sein Geburtsort ist Patara, eine Hafenstadt im westlichen Lykien/Kleinasien. Über seine Eltern und Geschwister, seine Jugend und Ausbildung wie über seinen Weg zum Priestertum schweigen sich die Überlieferungen aus. Nikolaus begegnet uns erstmals als Bischof von Myra, der Hauptstadt der römischen Provinz Lykien im südlichen Kleinasien. Als Bischof muss er sich vor allem der Menschen in äußerster Armut angenommen haben. Es wird berichtet, Nikolaus habe drei Schwestern das fehlende Geld für die Mitgift, ohne dass die geplante Hochzeit geplatzt wäre, unerkannt zukommen lassen. In vielfältiger Weise, meist unerkannt setzte er das Wort Jesu in die Praxis um:
»Wenn du Almosen gibst, soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt. Dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten« (Mt 6,3-4).
Es war sein entwaffnender Charme, seine opferbereite und stete Hilfsbereitschaft, nicht zuletzt seine Glaubwürdigkeit als Bischof, die auch seine Gegner überzeugte und eine blühende Christengemeinde entstehen ließ. Wenngleich das Todesjahr (vielleicht 350) nicht sicher überliefert ist, haben die Christen von Myra den 6. Dezember als seinen Todestag festgehalten und alljährlich mit einem Festzug zum Bischofsgrab in Myra begangen. Es waren vor allem die Armen, die das Grab ihres bischöflichen Helfers Nikolaus mit Blumen und Rosen schmück ten. Die antike Metropole Myra ist heute ein Trümmerfeld mit Resten eines imponierenden Amphitheaters. In unmittelbarer Nähe dieses Ruinenfeldes liegt das türkische Dorf Demre (Dembre).
Auch im Westen, vor allem an den großen Handelsstraßen und in Hafenstädten wie Bari und Venedig fand der heilige Bischof Nikolaus immer mehr Bewunderer und Verehrer. Als im islamischen Sturm des 7. und 8. Jahrhunderts mit der Stadt Myra auch die Bischofskirche mit dem Nikolaus-Grab zerstört wurde, tauchten die Gebeine des heiligen Nikolaus in Bari auf. Papst Urban II. [1088-1099] weihte am 1. Oktober 1089 in der Krypta der Kathedrale von Bari einen Altar mit dem Reliquienschrein des heiligen Nikolaus. Heute noch wird an jedem 8. Mai in Bari das Fest der Überführung (translatio) der Reliquien des heiligen Nikolaus mit südländischer Begeisterung und Lautstärke begangen. Wer als Tourist nach Bari kommt, möge es nicht versäumen die Grabeskirche des heiligen Nikolaus, die Basilica S. Nicola, zu besuchen, die ein einzigartiges Monument der Romanik ist und als »Mutter« aller romanischen Kirchen Apuliens bezeichnet wird.