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30.10. Tom Ludwig

Bis zu welchem Punkt bin ich bereit zu verzeihen?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, ich frage mich öfter, warum wir Menschen so unterschiedlich sind. Ich meine jetzt nicht im Aussehen, sondern in unseren Ansichten und unserm Verhalten. Da können wir die verschiedensten Bereiche hernehmen, aber eben auch das Thema, worum es heute in der Andacht geht – das Verzeihen. Es gibt Menschen, die haben dem Mörder ihrer Kinder vergeben oder dem Aufseher des KZs, in dem sie so viel Schreckliches durchgemacht haben. Woher nehmen sie diese Kraft? Und andere können oder wollen nicht verzeihen, weil jemand mal ein falsches Wort gesagt hat oder weil der Nachbarshund nachts ab und zu bellt oder weil jemanden aus Versehen einen Kratzer ans Auto gemacht hat usw. Warum ist das so? Warum haben manche Menschen die Stärke, schlimme Dinge zu verzeihen und andere nicht einmal Kleinigkeiten? Ich weiß, diese Beispiele sind extrem, es gibt auch noch vieles dazwischen, aber sie machen die Problematik sehr gut deutlich.

Sicher gibt es viele Gründe, warum wir Menschen uns so unterschiedlich verhalten auch in diesem Bereich. Ich möchte drei Gedanken dazu äußern, die meiner Meinung nach Ursachen dafür sein können:

  1. Mein persönlicher Werdegang

Wir alle haben unsere Geschichte. Wie sind wir aufgewachsen? Was haben uns unsere Eltern mitgegeben? Was haben wir erlebt? Wie sind wir geprägt? Haben wir es gelernt zu vergeben? Fast alles im Leben müssen wir lernen. Wie sagt man so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und das gilt eben auch in dem Bereich. Sicher haben da unsere Eltern einen großen Anteil daran, in die eine wie in die andere Richtung. Aber das können wir nicht als Entschuldigung verwenden, weil es natürlich auch noch andere Punkte gibt, die uns beeinflussen.

2. Vorbilder

Auch wenn unsere ersten Vorbilder im Leben die Eltern sind, so müssen wir dabei nicht stehenbleiben. Wir können uns im Laufe unseres Lebens neue Vorbilder suchen, die uns weiterbringen. Das können Menschen aus dem Alltag sein: Lehrer, Nachbarn, Kollegen, Freunde usw. aber auch Menschen aus den Medien: Sportler, Schauspieler, Sänger, Politiker, Schriftsteller, Wissenschaftler, Influencer usw. Unsere Eltern können wir uns nicht aussuchen, die späteren Vorbilder aber sehr wohl. Für mich ist Jesus ein Vorbild. So wie er mit Menschen umgegangen ist, so möchte ich auch gerne sein. Und wenn Jesus am Kreuz betet: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“, dann ist das für mich die allerhöchste Form der Menschlichkeit, die ich auch anstreben möchte. Und da bin ich beim dritten Gedanken:

3. Mein Wille

Wir Menschen sind Wesen mit einem freien Willen. Das unterscheidet uns von Tieren, die hauptsächlich ihren Instinkten folgen. Wir müssen nicht so leben, wie wir erzogen worden oder wie wir geprägt sind oder wie es andere verlangen. Wir können selbst entscheiden, was wir tun oder lassen wollen. Und so ist das auch mit dem Verzeihen. Wir können uns dafür entscheiden, anderen zu verzeihen. Das ist nicht immer leicht und manchmal ist es ein langer Prozess, aber wenn wir uns dafür entschieden haben, dann wird es uns auch eines Tages gelingen. Und eins ist sicher: Gott wird uns dabei helfen, weil Verzeihen immer in seinem Sinne ist.

Will bei dir zur Schule gehn (Text & Melodie: Melody Green / Deutsch: Christoph Zehendner)