Zum Inhalt springen

29.08. Tom Ludwig

Privilegien ohne Ende

Liebe WhatsApp-Gemeinde, viele von uns waren in den letzten Wochen im Urlaub. Hattet ihr eine schöne Zeit? Mein Urlaub war sehr schön. Wart ihr im Ausland oder in Deutschland? Seid ihr mit dem Auto gefahren oder geflogen? Wart ihr im Hotel oder auf dem Campingplatz oder hattet eine Ferienwohnung? Wir haben so viele Möglichkeiten, ist uns das eigentlich bewusst? Was wir als selbstverständlich ansehen, dass wir mindestens einmal pro Jahr in den Urlaub fahren (manche auch mehrmals), ist keineswegs selbstverständlich.

Ein ehemaliger Klassenkamerad ist Landwirt und bewirtschaftet einen Bauernhof. Er hat einen Tag Urlaub im Jahr. Früher und auch heute noch in vielen Teilen dieser Welt gab bzw. gibt es so etwas nicht wie Urlaub oder Wochenende. Da wird von früh bis abends jeden Tag in der Woche durgearbeitet und was dann am Ende an Verdienst herauskommt, wäre für uns hier nur ein Trinkgeld.

Ist uns eigentlich bewusst, wie viele Privilegien wir haben? Wir haben gute Arbeitsbedingungen, Wochenende, Urlaub. Wir leben schon seit 73 Jahren im Frieden. Wir haben einen sehr hohen Wohlstand, gehören zu den reichsten dieser Welt. Wir haben sehr wenige Umweltkatastrophen. Wir haben eine sehr hohe Lebenserwartung. Wir sind sozial abgesichert, bekommen Krankengeld, Sozialhilfen, Rente usw. Wir haben einen sehr hohen technischen Standard, moderne Autos, Computer, Handys usw. Wir haben sehr viele Freizeitangebote, Sportvereine, Musikschulen, Möglichkeiten unsere Hobbies auszuleben. Wir haben eine sehr gute Schulbildung und viele Ausbildungs- und Studienangebote. Unser Gesundheitswesen ist auf einem sehr hohen Standard. Usw. usw. Wir haben Privilegien ohne Ende.

Und macht uns das glücklich? Sind wir dafür dankbar? Ich habe oft den Eindruck, dass wir Deutschen zu den unzufriedensten Menschen gehören. Wir meckern und klagen und sind unglücklich, obwohl wir allen Grund hätten, dankbar und zufrieden zu sein. Woran liegt das? Sicher gibt es da sehr viele Gründe, aber einer der wichtigsten ist sicher, dass wir verlernt haben, uns über die Dinge zu freuen, die wir haben. Wir schauen oft nur darauf, was wir nicht haben. Und das macht unzufrieden und unglücklich.

Gestern hatten wir in Tanna im Gottesdienst drei Taufen und ein Täufling hatte als Taufspruch einen Vers aus den Apokryphen (die sind nicht in jeder Bibel enthalten). Dort heißt es:

Versäume keinen fröhlichen Tag und lass dir die Freuden nicht entgehen, die dir beschieden sind. (Sirach 14,14)

Ist das nicht ein sehr schönes Lebensmotto? Ich wünsche uns allen und bitte Gott um Hilfe, dass wir wieder ganz neu lernen, dankbar zu sein und uns an dem zu freuen, was wir alles für Privilegien haben.

Privileg