Christen stehen auf!
Liebe Leser, ich lese immer mal den Aufruf „Tanna steht auf“ im Zusammenhang mit den Montags-Spaziergängen. Der Aufruf lautet: „Für Frieden, Freiheit und die Zukunft unserer Kinder“. Entstanden ist diese Aktion, weil Menschen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt gesehen haben, hauptsächlich wegen der Coronamaßnahmen und der drohenden Impfpflicht. Sicher kommt eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Situation im Land und der Politik und einiges mehr dazu. Auch wenn ich kein Impfgegner bin und auch viele Coronamaßnahmen akzeptiere, kann ich doch die Menschen verstehen, die sich um ihre Zukunft Sorgen machen.
Und ich frage mich: Wann würde ich eigentlich aufstehen und auf die Straße gehen? Mehr noch: Was sollte uns Christen auf die Straße treiben? Wogegen sollten wir aufstehen? Ich bin der Überzeugung, wir Christen sollten uns immer die Frage stellen: Was würde Jesus tun? Wofür würde Jesus kämpfen bzw. würde er zum Kampf aufrufen? Uns Christen wird ja immer wieder vorgeworfen, dass wir untätig sind, dass wir alles dulden und uns alles gefallen lassen, vielleicht weil wir uns auf das Jenseits vertrösten und meinen: Egal, was hier in der Welt alles schiefläuft, eines Tages wird alles besser. Gott macht alles neu. Sicher stimmt das und diese Hoffnung, dass im Reich Gottes alles gut wird, ist sehr tröstend und mutmachend, aber sie sollte uns nicht davon abhalten, unseren Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Deshalb sind diese Fragen für mich sehr wichtig: Wofür sollten wir Christen eintreten und aufstehen? Wozu ruft uns Jesus auf? Ich möchte die Antwort darauf mit Hilfe der sogenannten Seligpreisungen geben, die Jesus an den Anfang der Bergpredigt stellt. Es sind insgesamt elf, vier davon habe ich ausgewählt:
- Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. (Mt 5,4)
Ja, natürlich kann man diesen Satz, bzw. alle Seligpreisungen, so verstehen, dass wir hier alles ertragen sollen, weil irgendwann alles besser wird. Und wie gesagt, das ist auch tröstlich, weil wir ja vieles nicht ändern können. Aber ich glaube, gleichzeitig ist dieser Satz auch ein Aufruf: Tröstet die Leidenden! Habt Mitleid! Schaut nicht weg, wenn Menschen leiden! Helft, wo ihr helfen könnt! Setzt euch dafür ein, dass das Leid dieser Welt weniger wird!
2. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. (Mt 5,5)
Jesus ruft uns auf, sanftmütig zu sein. Auch hier geht es nicht um Gleichgültigkeit, sich alles gefallen lassen. Nein, in dem Wort „Sanftmut“ steckt „Mut“. Gemeint ist der Mut, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sondern die Feinde zu lieben, Böses mit Gutem zu erwidern, gewaltlosen Widerstand zu leisten, liebevoll auf Unrecht aufmerksam zu machen. Ja, ich weiß, das wird nicht immer gehen, weil manchmal Gewalt nur mit Gegengewalt verhindert werden kann. Aber trotzdem sollten wir den Mut zur Sanftheit niemals verlieren.
3. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. (Mt 5,7)
Jesus ruft uns an mehreren Stellen immer wieder zur Barmherzigkeit auf. Verurteilt nicht! Versucht immer die anderen zu verstehen! Gebt nie jemanden auf! Glaubt an das Gute im Menschen! Diskriminiert niemanden! Vergebt einander! Warum? Weil Gott mit uns barmherzig ist. Wenn wir das verstanden haben, dann wird es uns auch leichter fallen, mit unseren Mitmenschen barmherzig zu sein.
4. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Mt 5,9)
Das ist mein Taufspruch und ich möchte mich gerne für den Frieden einsetzen, im Kleinen wie im Großen. Ein Merkmal von Kindern Gottes sollte sein, dass sie Friedensstifter sind. Ja, ich weiß, wir können für den Weltfrieden wenig tun, so empfinden wir das zumindest, aber das stimmt nicht. Wir können aufstehen und gemeinsam für den Frieden beten. Wir können Zeichen setzen. Es gibt statistisch gesehen ca. 2,3 Mrd. Christen auf der Welt. Stellt euch vor, die würden alle aufstehen und sich für den Frieden einsetzen. Was wäre das für eine Macht.
Ich glaube, Jesus möchte, dass wir aufstehen und anderen helfen, ihr Leid zu tragen und wo es möglich ist, Leid zu verhindern. Jesus möchte, dass wir sanftmütig auf Ungerechtigkeit aufmerksam machen und gewaltlos Widerstand leisten, wo Menschen unterdrückt werden. Jesus möchte, dass wir barmherzig mit unseren Mitmenschen umgehen und jeder Zeit bereit sind zu vergeben. Jesus möchte, dass wir uns für den Frieden in unserem Umfeld und auf der Welt einsetzen. Gott helfe uns dabei!