Was können wir schon tun?
Liebe Leser, seid ihr auch so erschüttert und fassungslos wie ich, was gerade in der Ukraine passiert? Ich hätte nie gedacht, dass in der heutigen Zeit im modernen Europa ein Krieg ausbrechen könnte. Natürlich frag ich mich, warum so etwas passiert und ob irgendjemand das hätte verhindern können. Aber noch wichtiger ist für mich die Frage: Was kann ich dagegen tun? Vom ersten Gefühl her macht sich bei mir Resignation breit. Nein, ich kann da überhaupt nichts tun. Wer bin ich denn? Soll ich mit einem Gewehr in die Ukraine gehen und dort Seite an Seite mit den Menschen ihr Land verteidigen? Ich glaube nicht, dass das meine Aufgabe ist. Also kann ich doch nichts tun? Ein kluger Mensch hat einmal gesagt:
„Was kann der Einzelne schon tun? Nichts, wenn alle so denken.“
Diese Aussage motiviert mich, zumindest intensiver darüber nachzudenken, ob ich vielleicht doch etwas tun kann. Und vielleicht bin ich nicht der Einzige, der darüber nachdenkt. Und vielleicht bin ich auch nicht der Einzige, der auf den Schluss gekommen ist, dass wir doch etwas tun können, auch wenn uns unser Gefühl etwas anderes sagt. Zwei Dinge sind mir eingefallen, die ich tun kann und die ganz bestimmt etwas bewirken werden.
- Beten
Vielleicht klingt es etwas banal oder irgendwie typisch christlich, weil wir natürlich sofort auf den Gedanken kommen, dass wir beten können, wenn uns nichts anderes mehr einfällt. Aber so will ich das nicht sehen. Beten als letzte Möglichkeit, wenn gar nichts anderes mehr hilft? Oder Beten als Trostpflaster, weil ich nichts anderes tun kann oder tun will? Nein, beten ist viel mehr. Durch das Gebet wenden wir uns an die allerhöchste Instanz, die es gibt. Sie ist viel viel mächtiger als Putin, Biden und alle Staatsoberhäupter zusammen. Maria hatte diese Erkenntnis schon vor über 2000 Jahren, wenn sie betet:
Er streckt seinen starken Arm aus und fegt die Hochmütigen mit ihren stolzen Plänen hinweg. Er stürzt Herrscher von ihrem Thron, Unterdrückte aber richtet er auf. (Lk 1,51-52)
Ja, ich weiß, dass es oft nicht so aussieht, weil viel Unrecht auf dieser Welt passiert. Aber trotzdem werde ich meinen Glauben daran niemals aufgeben, dass Gott über allem steht und dass er das letzte Wort hat. Maria hat das erkannt und es hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder gezeigt: Unrecht, Krieg, Gewalt, Unterdrückung wird niemals von Dauer sein. Der Gott der Liebe ist der Herr dieser Welt. Und deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass unser Gebet etwas bewirkt. Wir wenden uns damit an die allerhöchste Macht. Er wird unsere Gebete hören und eingreifen, wie auch immer das aussieht.
2. Opfer bringen
Aber ich möchte mich nicht allein auf das Gebet verlassen. Nicht, weil ich Gott nicht zutraue, dass er alles in Ordnung bringen kann, sondern weil ich weiß: Gott hat mir auch Verantwortung gegeben. Wenn es mir möglich ist, soll ich meinen Beitrag leisten, damit Gottes Wille in dieser Welt geschieht. „Ora et labora“ (bete und arbeite) heißt der bekannte Spruch, nach dem viele Mönche und Nonnen bis heute leben. Martin Luther hat diesen Spruch erweitert und gesagt: „Bete, als ob alles Arbeiten nichts nützt, und arbeite, als ob alles Beten nichts nützt.“ Beides gehört zusammen. Wie gesagt, praktisch können wir wenig tun, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, aber wir können unseren Beitrag leisten und Opfer bringen. Wir können ein Stück auf unseren Wohlstand verzichten und damit die Menschen in der Ukraine unterstützen. Wenn die Politik jetzt Sanktionen gegen Russland verhängt, dann müssen wir bereit sein, die Konsequenzen mitzutragen. Das kann unser Opfer sein, um die Menschen im Kriegsgebiet zu unterstützen. Sind wir bereit dazu oder geht unsere Solidarität nur so weit, bis auch wir Nachteile davon haben?
Die Kirchgemeinde Tanna lädt zum Friedensgebet ein, und zwar am Dienstag um 19:30 Uhr in der Tannaer Kirche. Ich glaube, das kann ein wichtiges Zeichen der Solidarität sein. Dort wird es auch die Möglichkeit geben, für die Kriegsopfer zu spenden. Gott wird unsere Gebete hören und darauf reagieren. Ich vertraue darauf.