Was ist, wenn Gott mein Gebet nicht erhört?
Liebe Leser, vor einigen Jahren in meiner alten Gemeinde gab es eine sehr aktive Familie, die in vielen Bereichen der Gemeinde mitgearbeitet hat. Der Vater kümmerte sich um die Männerarbeit, die Mutter war im Kirchenvorstand und die drei Kinder engagierten sich in der Jugendarbeit. Doch eines Tages erfuhr ich, dass die Mutter an Darmkrebs erkrankt ist. Wir waren aber voller Gottvertrauen und trafen uns mit einigen aus der Gemeinde jeden Morgen und jeden Abend in der Kirche zum Gebet. Wir glaubten fest daran, dass Gott unser Gebet erhört und die Frau heilt. Aber leider blieb es aus und sie starb. Die Enttäuschung war groß. Warum hat Gott unser Gebet nicht erhört? Sagt Jesus nicht an mehreren Stellen in der Bibel, dass Gott Gebete erhört? In Johannes 14,14 heißt es:
Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.
Liegt hier das Geheimnis? Wir sollen in seinem Namen bitten? Was heißt das denn? Manche schließen ihr Gebet immer mit den Worten: „Das bitten wir dich in Jesu Namen.“ Ich glaube, das ist nicht gemeint. Denn wenn es nur auf Worte ankäme, auf Formeln, die wir aussprechen müssen, dann könnten wir ja um alles bitten und Gott würde es tun. „Herr, bitte schenke mir einen Lottogewinn, aber mach es so, dass niemand davon erfährt, nicht dass ich es noch mit anderen teilen muss. Das bitte ich in Jesu Namen. Amen.“ Oder: „Meinen Nachbarn kann absolut nicht leiden. Bitte schicke ihm eine Krankheit oder einen Unfall. Das bitte ich in Jesu Namen. Amen.“
Ihr merkt, dass ich karikiere. Wahrscheinlich würde so niemand beten, aber theoretisch könnte man so beten und wenn es nur auf die Worte ankäme, die man verwendet, dann müsste Gott auch unpassende Gebete erhören. Aber das tut er nicht. Welche Gebete erhört Gott denn? Gott sei Dank bin ich nicht Gott und ich muss das nicht entscheiden. Natürlich gibt es keine 100%ige Sicherheit. Gott ist ja kein Automat, wo man oben sein Gebet reinsteckt und unter kommt die Gebetserhörung raus. Es gibt kein Schema, nach dem wir beten können und dann funktioniert es. Nein, so einfach ist das nicht und es ist auch irgendwie gut so.
Aber die Bibel gibt uns Hinweise, über welche Gebete sich Gott freut. Und ich glaube das ist damit gemeint, wenn Jesus sagt: „In meinem Namen“. Wir sollen im Sinne Jesu beten, also so dass Gott sich über unsere Gebete freut und er sie gerne erhört. Er wird es sich trotzdem vorbehalten, selbst zu entscheiden, ob und wie er sie erhört, er ist ja Gott und nicht ich. Aber die Wahrscheinlichkeit ist um ein Weites höher, dass Gott meine Gebete erhört, wenn sie in seinem Sinne sind. Schauen wir uns ein paar Beispiele aus der Bibel an, um zu erfahren, was das genau sein könnte:
- Für das, was wir zum Leben brauchen
Im Vaterunser heißt es: „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Jesus selbst lehrt uns, so zu beten, also muss es ja auch nach seinem Willen sein. Wenn wir also darum bitten, dass Gott uns mit dem versorgt, was wir brauchen, dann ist es eine Bitte, die Gott gefällt und die er gerne erhört.
2. Um Vergebung
Und wenn wir einmal beim Vaterunser sind, dann sollten wir natürlich auch diese Bitte nicht vergessen: „Vergib uns unsere Schuld!“ Gott ist ein gnädiger Gott, der darauf wartet, dass wir zu ihm kommen und ihm unsere Schuld hinlegen. Er vergibt gerne und wir können immer davon ausgehen, dass er dieses Gebet erhört. Eins sollten wir dabei aber nicht außer Acht lassen. Dieser Satz geht noch weiter: „… wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Das gehört zusammen. Wenn wir uns also nicht frei von unserer Schuld fühlen, obwohl wir Gott um Vergebung gebeten haben, dann könnte es daran liegen, dass wir noch nicht bereit sind, unserem Mitmenschen zu vergeben.
3. Für unsere Feinde
Jesus sagt in Lukas 6,27: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“ Wenn wir also für die Menschen beten, die uns das Leben schwer machen, mit denen wir nicht zurecht kommen, die uns nichts Gutes wollen, dann handeln wir im Sinne Jesu und Gott wird unsere Gebete erhören.
4. Für die Einheit der Christen
Jesus selbst bittet Gott im sogenannten „Hohepriesterlichen Gebet“ für die Einheit der Gläubigen. Er sagt: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien.“ (Joh 17,20) Wenn wir also Gott um Frieden unter den Christen bitten und dafür, dass alle, die an Jesus glauben, zusammenhalten und sich mit Achtung und Respekt behandeln, dann sind wir im Willen Gottes und können uns sicher sein, dass er unsere Gebete erhört.
5. Um Glauben
Jesus sagt zu Petrus: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ (Lk 22,32) Und Paulus schreibt: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1.Tim 2,4) Wenn wir also Gott darum bitten, dass Menschen zum Glauben finden oder sie im Glauben gestärkt werden, dann ist das im Sinne Jesu. Gott freut sich über solche Gebete.
Diese Fünf Beispiele sollen für heute genügen. Ihr könnt gerne mal weiter in der Bibel suchen, was noch alles Gebete im Sinne Jesu sind. Und wenn ihr wollt, schreibt mir eure Gedanken dazu. Gott segne euch und er gebe euch Mut, Kraft und Weisheit, so zu beten, wie es ihm gefällt. Ich wünsche euch viele gute Gebetserfahrungen.