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23.01. Tom Ludwig

Was sollen die Leute denken?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, ist euch wichtig, was andere von euch denken? Richtet ihr euer Leben danach aus? Oder ist euch das völlig egal? Diese beiden Extreme gibt es: Die einen, die sich nur nach den Leuten richten, was die über einen sagen könnten. Sie ziehen sich dementsprechend an, richten ihr Haus und ihren Garten dementsprechend her, haben die Meinung, die die meisten vertreten, fahren das Auto, was den meisten gefällt. Für sie sind Statussymbole sehr wichtig. Und die anderen, die machen einfach ihr Ding. Ihnen ist es egal, was andere von ihnen denken. Wo würdet ihr euch einordnen? Wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Die Wahrheit liegt ja meistens zwischen den Extremen.

Doch ich frage mich, wie sehr mich die Meinung der anderen beeinflusst. Natürlich will ich beliebt sein. Ich möchte, dass andere mich mögen und achten und mich sympathisch finden. Was tue ich dafür? Will ich das um jeden Preis oder gibt es Grenzen? Bin ich vorsichtig mit meiner Meinungsäußerung, damit ich niemanden auf den Schlips trete und niemanden verärgere? Ich glaube, es gibt ein paar Menschen, die hier mal in der Andachtsgruppe waren, aber ausgetreten sind, weil sie sich über meine Andacht geärgert haben. Soll ich deshalb meine Meinung nicht mehr vertreten? Soll ich nur noch das schreiben, was die anderen hören wollen? Was ist das eigentlich? Wie heißt doch ein Sprichwort: „Jedem recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“ Doch wenn ich das versuche, stehe ich in der Gefahr, nichts mehr zu sagen und nichts mehr zu tun. Es könnte ja sein, dass ich damit jemanden verärgere.

Bitte versteht mich nicht falsch. Es geht mir nicht darum, dass ich einfach mein Ding durchziehe ohne Rücksicht auf Verluste. Das meine ich damit nicht. Rücksicht, gegenseitige Achtung und Verständnis füreinander sind sehr wichtige Dinge. Ich muss auch mal zurückstecken können aus Rücksicht und aus Achtung vor dem anderen, aber ich sollte mich selbst dabei nicht aufgeben.

Ich habe gelernt, dass für mich das Wichtigste im Leben sein sollte, was Gott von mir denkt und wie er mich sieht. Ich möchte in erster Linie Gott gefallen und so leben, wie es ihm gefällt. Wenn mir das gelingt, werde ich ganz sicher auch mit vielen Menschen gut klarkommen, weil für Gott die Liebe an erster Stelle steht, aber es kann auch sein, dass ich damit anecke und bei manchen auf Unverständnis stoße. Wenn diese Konflikte auftreten, dann muss ich mich immer zuerst fragen, wie Gott es sieht und was er von mir will. Natürlich soll ich trotzdem auf diese Menschen zugehen und versuchen mit ihnen gut auszukommen, aber niemals um den Preis, Gott aussenvor zu lassen.

Es gab mal einen Fall in den USA, der auch verfilmt wurde („Dead man walking“), wo es unter anderem um dieses Problem ging. Eine Nonne kümmerte sich um einen Schwerverbrecher, der im Todestrakt saß und auf seine Hinrichtung wartete. Es gab viele Menschen in ihrem Umfeld und auch darüber hinaus, die dafür überhaupt kein Verständnis hatten. Die Nonne wurde angefeindet, beschimpft und bedroht. Doch sie ließ sich nicht beirren und erreichte damit Unglaubliches. Der Schwerverbrecher bereute seine Tat und kam kurz vor seiner Hinrichtung zum Glauben. Hätte die Nonne auf die Leute gehört und wäre es ihr nur darum gegangen, selbst gut dazustehen und beliebt zu sein, dann wäre dieser Mörder ohne Vergebung gestorben.

Das ist sicher ein extremes Beispiel, aber es macht deutlich: Das Wichtigste muss uns sein, was Gott von uns denkt und was er von uns will. Das gilt nicht nur für unsere Handlungen, sondern auch für unseren Selbstwert. Mich zu erinnern, was Gott von mir denkt, gerade in Situationen, wo Menschen mich verurteilen und verwerfen, ist unwahrscheinlich befreiend. Gott denkt gut von mir. Er sieht mein Herz. Seine Liebe ist nicht von meinen Taten und Leistungen abhängig. Sie ist bedingungslos. Das gibt mir Kraft.

Das Lied „Du sagst“, was ich euch heute aufgenommen habe, drückt das wundervoll aus. Das Original ist von Lauren Daigle, die deutsche Version von Debora Rosenkranz.

Du sagst