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22.11. Tom Ludwig

Was glaube ich?

Liebe Leser, wer von euch geht eigentlich regelmäßig in den Gottesdienst? Gehört das zum Christsein dazu oder geht es auch ohne? Wer ist eigentlich Christ? Alle Getauften? Alle, die zu einer christlichen Kirche gehören? Oder alle, die an Jesus Christus glauben? Muss man nicht auch an Gott und an den Heiligen Geist glauben? Diese und ähnliche Fragen haben die Christen schon ganz am Anfang bewegt und deshalb haben sich die führenden Christen schon im 4. Jahrhundert zusammengesetzt und das sogenannte „Apostolische Glaubensbekenntnis“ verfasst. Es wird fast jeden Sonntag im Gottesdienst gesprochen und so ist der Wortlaut:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Glaubt ihr das alles genau so oder habt ihr auch eure Zweifel? Muss man das als Christ alles so glauben? Meine Frau und ich waren im Sommer bei lieben Menschen in die Schweiz eingeladen und als wir durch Luzern gingen, sind wir auch in die vielen Kirchen gegangen, die glücklicherweise fast alle offen waren. Und in einer reformierten Kirche haben wir ein völlig anderes Glaubensbekenntnis gefunden, dass uns sehr gefällt. Es stammt aus dem ökumenischen Fürbittkalender:

Ich glaube, dass Gott uns liebt. Ich glaube, dass uns Gott geduldig zur Seite steht. Ich glaube, dass – wenn wir unsere Hand ausstrecken – Gott sie ergreift und uns hilft, Friede und Freude zu entdecken. Gott lädt uns ein, eine neue Identität anzunehmen als Söhne und Töchter, die Jesus Christus folgen. Ich glaube, dass Jesus Christus kam, um Gottes Liebe zu verkörpern. Ich glaube, dass er sich Gott hingegeben hat, damit das Reich Gottes komme.  Ich glaube, dass sein Leid den Schmerz bezeugt, den Gott angesichts des menschlichen Leids fühlt. Ich glaube, dass seine Auferstehung von den Toten zeigt, dass Gott in all unserer Dunkelheit gegenwärtig ist. Ich glaube, dass der Heilige Geist uns dazu befähigt, Gottes Liebe zu empfangen. Ich glaube, dass der Heilige Geist uns hilft, die Zeichen des Reiches Gottes im Hier und Jetzt zu erkennen und der Welt unsere Hoffnung zu verkünden.

Was mir besonders gut gefällt an diesem Glaubensbekenntnis ist das Persönliche. In unserem Glauben geht es um eine persönliche Beziehung zu Gott. Das ist meiner Meinung nach das Allerwichtigste. Und dieser Aspekt wird hier in besonderer Weise deutlich. Durch die persönliche Beziehung zu Gott wird unser Glaube stärker und wir werden auch die Wahrheit immer besser erkennen. Denn je tiefer diese Beziehung ist, desto mehr wird Gott selbst uns zeigen, was im Glauben wichtig ist und was nicht. Davon bin ich überzeugt. Und ich wünsche uns allen, dass unsere Beziehung zu diesem Gott immer tiefer und intensiver wird.

Ein Leben gegeben (Text + Melodie: Lukas Di Nunzio)