Energie ist erneuerbar, Heimat nicht
Liebe Leser, hier in der Gegend hängen an mehreren Stellen diese Plakate und ich frag mich immer wieder, was sie eigentlich aussagen. Sicher haben sich diejenigen, die sich diesen Spruch ausgedacht haben, etwas dabei gedacht. Und natürlich will ich auch niemanden auf den Schlips treten, denn es kann ja sein, dass hier in der Andachtsgruppe Menschen sind, die diese Aktion unterstützen. Aber ich möchte trotzdem gerne ein paar Gedanken dazu äußern, weil ich immer wieder merke, was für eine Mentalität in Deutschland um sich greift, nämlich die: Ich bin dagegen!
Natürlich dürfen wir gegen etwas sein, das müssen wir sogar, denn es gibt leider viele Dinge auf der Welt und auch in Deutschland, die nicht gut laufen. Und wir dürfen auch unsere Meinung äußern, das ist keine Frage. Und trotzdem bin ich der Überzeugung, dass mehr dazu gehört, als einfach nur dagegen zu sein. Deshalb möchte ich gerne zwei Fragen stellen, die ich nicht nur zu diesem Thema, sondern auch zu vielen anderen politischen, gesellschaftlichen und religiösen Themen für wichtig halte:
- Was sind die Alternativen?
Ich glaube, wenn ich mich gegen eine Sache stark mache, dann muss ich auch Alternativen aufzeigen. Ich darf nicht nur gegen etwas sein, sondern auch für eine Sache kämpfen. Wenn ich z.B. gegen Windräder bin, aus welchen Gründen auch immer, dann sollte ich mich auch für alternative Stromerzeugung stark machen. Denn irgendwo her muss der Strom ja kommen. Natürlich könnte ich auch das Argument bringen: Warum brauchen wir Windräder? Der Strom kommt doch aus der Steckdose. 😉
Nach dem Statistischen Bundesamt wurde im ersten Halbjahr 2021 in Deutschland 44 % durch erneuerbare Energieträger (Wind, Solar, Bio) und 56 % durch konventionelle Energieträger (Kohle, Kernenergie, Erdgas) Strom erzeugt. Die Windkraft macht dabei über 20 % aus. Wenn wir uns also das Ziel stecken, komplett aus der konventionellen Stromerzeugung auszusteigen, um die Klimaerwärmung zu stoppen, dann haben wir wenig Alternativen zur Windkraft. Natürlich sehen die Windräder in der Landschaft nicht schön aus und deshalb kann ich auch verstehen, warum Menschen dagegen sind. Wir müssen uns halt nur fragen, was das kleinere Übel ist: Windräder in der Landschaft oder auf längere Sicht die Zerstörung unserer Umwelt durch die Klimakatastrophe.
- Welchen Beitrag leiste ich?
Ich finde, wir müssen uns aber noch eine zweite Frage stellen, die mindestens genauso wichtig wie die erste ist: Was will ich selbst dazu beitragen? Sicher kann man sagen: Was kann ich schon tun? Das müssen die da oben machen. Ich glaube, das ist der falsche Ansatz. Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: „Was kann der Einzelne schon tun? Nichts, wenn alle so denken.“ Natürlich kann ich einen Beitrag leisten und auf meinen Stromverbrauch achten. Und da sind wir beim eigentlichen Problem. Wenn ich gegen Windkraft bin oder auch gegen irgendeine andere Stromerzeugung, dann muss ich auch bereit sein, meinen Stromverbrauch zu reduzieren. Wenn die gesamte Bevölkerung in Deutschland darauf achten würde, dann hätte das riesige Auswirkungen.
Jetzt würden manche Christen vielleicht sagen: Uns um solche „weltlichen Dinge“ zu kümmern, ist nicht unsere Aufgabe. In der Bibel steht: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebräer 13,14). Wir sollten uns um die zukünftige Welt kümmern und dafür sorgen, dass viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden.
Ja, das stimmt. Aber ich bin der Überzeugung, dass beides zusammengehört. Wir können das eine tun und das andere dabei nicht lassen. Unser Blick richtet sich natürlich auf das Himmelreich und diese Einstellung ist ein großer Trost in all dem Leid dieser Welt. Und trotzdem muss unser Bemühen auch der irdischen Welt gelten, denn Gott hat sie geschaffen und uns den Auftrag geben, verantwortungsbewusst damit umzugehen. In Jeremia 29,7 heißt es:
Bemüht euch um das Wohl der Stadt, in die ich euch wegführen ließ, und betet für sie. Wenn es ihr gut geht, wird es auch euch gut gehen.
Und deshalb sollten wir Christen uns auch um Politik kümmern und gemeinsam mit den Verantwortlichen Wege finden, dass es uns und unserer Erde gut geht. Vielleicht können uns diese beiden Fragen dabei helfen, mit solchen und ähnlichen Themen besser umzugehen und unseren Beitrag zu leisten, diese Welt ein kleines Stück besser zu machen. Gott helfe uns dabei.