Biblische Maßstäbe kontra christliche Maßstäbe
Liebe WhatsApp-Gemeinde, die Überschrift klingt vielleicht etwas provokant, aber ich finde, man sollte sich mit dieser Frage einmal beschäftigen. Sind die biblischen Maßstäbe konform mit unseren christlichen Maßstäben? Ich höre öfter von konservativen Christen, dass wir uns zurückbesinnen müssen auf die biblischen Grundlagen und Maßstäbe für unser Leben. Das will ich auch auf keinen Fall in Frage stellen, denn die Bibel enthält sehr viele wertvolle Ratschläge und Richtlinien, wie unser Leben gelingen kann, aber gilt das prinzipiell für alles, was in der Bibel steht? Gibt es da nicht auch einige Stellen, die unserem heutigen Wissen und unserer heutigen Moral widersprechen? Ich möchte diese Frage gerne anhand unseres heutigen Lehrtextes vertiefen:
„Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen (Matthäus 8,11).“
Jesus selbst geht wie selbstverständlich davon aus, dass die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob einmal im Himmelreich sein werden. Aber warum? Wenn wir unsere heutigen christlichen Maßstäbe anlegen würden, wäre das dann genauso oder würden sie durch unser Raster fallen? Wer kommt denn ins Himmelreich, welche Maßstäbe setzen wir denn an? Drei Punkte will ich nennen:
- Wer an Jesus Christus glaubt
Sagt nicht Jesus selbst: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch mich (Joh 14,6).“ Oder: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm (Joh 3,36).“ Aber die Erzväter konnten noch gar nicht an Jesus glauben und mit ihnen noch sehr viele Menschen, die vor Jesus gelebt haben. Was ist mit denen?
- Wer getauft ist
In Markus 16,16 sagt Jesus: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Da stellt sich natürlich die Frage, ob wir die Taufe brauchen, um ins Reich Gottes zu kommen. Das ist ja auch der Hauptgrund, warum die Kindertaufe entstanden ist. Die Menschen hatten Angst davor, dass ihr Baby nicht gerettet ist, wenn es ungetauft stirbt. Und die Mormonen taufen ihre verstorbenen Vorfahren aus diesem Grund. Und was ist mit Abraham und Isaak und Jakob? Sie waren nicht getauft.
- Wer ein vorbildliches Leben führt
Es geht nicht nur um den Glauben, sondern auch um unsere Taten. In Jakobus 2,17 heißt es: „Glaube ohne Werke ist tot.“ Oder in der Bergpredigt sagt Jesus: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel (Mt 7,21).“ Oder in Matthäus 25 beschreibt Jesus, wie wichtig es ist, Gutes zu tun, um ins Reich Gottes zu kommen. Natürlich haben die Erzväter auch Gutes getan, das ist nicht die Frage, aber ein vorbildliches Leben nach christlichen Maßstäben haben sie wohl nicht geführt. In ihren Familien ging es drunter und drüber. Ihre Ehen waren alles andere als vorbildlich im christlichen Sinne. Sie haben betrogen, gelogen, Menschen bevorzugt und benachteiligt, gekämpft und erobert usw. Alles das, was wir heute aus christlicher Sicht ablehnen würden. Wahrscheinlich würden sie durch unser Moralraster fallen und wir wären uns wohl einig, dass solche Leute nicht in den Himmel kommen.
Versteht mich bitte nicht falsch. Es geht mir nicht darum, Jesu Worte anzuzweifeln, dass Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sein werden. Nein, im Gegenteil. Ich glaube das auch. Ich möchte zum Nachdenken anregen, wie sich unsere Maßstäbe entwickelt haben, schon innerhalb der Bibel zwischen AT und NT, aber auch darüber hinaus im Laufe der Kirchengeschichte. Ich glaube, deshalb dürfen wir auch nicht alles einfach so eins zu eins auf unser heutiges Leben übertragen. Und ich möchte davor warnen, dass wir bei anderen unsere Maßstäbe anlegen, wer ein gottgefälliges Leben führt und wer nicht. Jesus sagt: Es werden viele von Osten und von Westen kommen und im Himmelreich sein. Wer das sein wird, entscheidet allein Gott und nicht wir und das ist auch gut so. Was die Erzväter so besonders macht, ist: Sie haben Gott geliebt und ihm vertraut. Und das ist wohl das Wichtigste. Deshalb lasst uns ein Leben führen, dass vom Vertrauen auf Jesus Christus und von der Liebe geprägt ist, denn:
„Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm (1.Joh 4,16).“