Ich armer elender sündiger Mensch
Liebe WhatsApp-Gemeinde, in Sachsen, wo ich herkomme, wird zum Gottesdienst öfter dieses Beichtgebet gesprochen (hier in Thüringen habe ich es noch nicht erlebt):
Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, ich armer elender, sündiger Mensch bekenne dir alle meine Sünde und Missetat, die ich begangen habe mit Gedanken, Worten und Werken, womit ich dich jemals erzürnt und deine Strafe zeitlich und ewiglich verdient habe. Sie sind mir aber alle herzlich leid und reuen mich sehr und ich bitte dich um deiner grundlosen Barmherzigkeit und des unschuldigen, bitteren Leidens und Sterbens deines lieben Sohnes Jesu Christi willen, du wollest mir armen sündhaften Menschen gnädig und barmherzig sein, mir alle meine Sünden vergeben und zu meiner Besserung deines Geistes Kraft verleihen. Amen.
Wie geht’s euch damit, wenn ihr das lest? Fühlt ihr euch als armer elender sündiger Mensch oder findet ihr das übertrieben? Ich stelle immer wieder fest, dass viele Menschen heutzutage sich nicht mehr so fühlen. Die meisten sind eher mit sich zufrieden und meinen, dass sie eigentlich in Ordnung sind. Solange ich niemanden umbringe oder sonst etwas richtig Böses mache, muss ich mich auch nicht so schuldig fühlen, schließlich machen ja alle Fehler. Das gehört zum Leben dazu. Und wenn ich mich mit anderen vergleiche, komme ich noch gut weg. Seht ihr das auch so?
Die Bibel spricht an vielen Stellen davon, dass wir Sünder sind und vor Gott nicht bestehen können. Wir sind auf Gottes Gnade angewiesen und brauchen seine Vergebung. Die Losung für heute spricht auch davon, dort heißt es:
Sieh an meinen Jammer und mein Elend und vergib mir alle meine Sünden! (Ps 25,18)
Hier merkt man deutlich, wie David unter seiner Sünde leidet und sich nach Vergebung sehnt. Leiden wir noch unter unsrer Sünde? Haben wir ein schlechtes Gewissen, wenn wir etwas falsch gemacht haben? Sind wir traurig darüber, wenn wir gegen Gottes Willen verstoßen? Wann habt ihr das letzte Mal geweint, weil ihr euch schuldig gefühlt habt?
Ich glaube, es geht nicht darum, dass wir uns prinzipiell immer und in jeder Situation als arme elende sündige Menschen fühlen sollen. Das wäre falsch. Wir sind Gottes Kinder. Gott liebt uns, so wie wir sind mit unseren Fehlern und Schwächen. Wir dürfen uns gut fühlen und dankbar sein. Aber trotzdem gehört es dazu, traurig zu sein über unsere Schuld, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir Fehler machen. Denn nur wer über sein Versagen traurig ist, wird ernsthaft zu Gott gehen, um ihn um Vergebung zu bitten. Und nur wer unter seiner Schuld leidet, wird Gottes Gnade als Befreiung erleben und dafür von Herzen dankbar werden. Und das wünsche ich uns allen.