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11.09. Tom Ludwig

Bin ich bereit Hilfe anzunehmen?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, Männer brauchen keine Hilfe, sie haben alles unter Kontrolle und schaffen alles allein. Sie wissen immer wo es langgeht und brauchen nicht nach dem Weg zu fragen. Sie fragen auch im Supermarkt nicht, wo etwas ist. Lieber kaufen sie das Falsche oder kaufen gar nichts. Ihr merkt hoffentlich, dass ich übertreibe. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern. Es gibt sicher Männer, die anders sind und es gibt auch Frauen, die so oder so ähnlich sind. Es kommt auch immer auf die Situation an und auf die Stimmung. Was ich damit sagen will, ist, dass es uns Menschen oft nicht so leicht fällt Hilfe anzunehmen. Es macht uns verletzlich. Wir müssen damit Schwäche zugeben. Ich kann das nicht allein, ich brauche Hilfe. Das fällt uns oft schwer.

Ich glaube, anderen zu helfen, ist oft leichter, als sich helfen zu lassen. Helfen kann uns das Gefühl geben, wir werden gebraucht, wir sind stärker oder besser als der andere, der unsere Hilfe braucht. Wir sind wichtig. Wir helfen nicht immer aus Selbstlosigkeit oder Nächstenliebe, sondern manchmal auch aus einem Gefühl der Selbstgefälligkeit heraus. Vielleicht fällt es uns deshalb oft nicht so leicht Hilfe anzunehmen, weil wir unabhängig und weil wir niemanden etwas schuldig sein wollen.

Bei Simon von Cyrene war das anders. Er wurde von den Römern gezwungen Jesus zu helfen. Freiwillig hätte er es wahrscheinlich nicht getan. Und doch hat es wohl sein Leben verändert. Ein Stück mit Jesus an der Seite zu gehen, ihm zu helfen, ihn so verletzlich und hilflos zu sehen, das ging sicher nicht spurlos an ihm vorüber. An Simon von Cyrene können wir sehen, es ist nicht entscheidend, was uns veranlasst anderen zu helfen, ob wir gezwungen sind, ob wir es aus Eigennutz tun oder nur deshalb, weil wir uns dadurch besser fühlen, oder ob wir es aus selbstloser Nächstenliebe tun. Das Entscheidende ist, dass wir es tun und dass wir uns dadurch verändern lassen. Sich helfen lassen und helfen, das macht etwas mit uns. Es führt uns vor Augen, dass wir nicht alles allein machen können und müssen. Wir dürfen auch versagen, schwach sein, um Hilfe bitten. Das macht uns demütig und dankbar und es hilft uns, auch in dieser dankbaren und demütigen Haltung anderen zu helfen, ohne Gegenleistung zu erwarten und ohne sich dabei überheblich zu fühlen.

Gut, dass wir einander haben (Text & Melodie: Manfred Siebald)