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09.05. Tom Ludwig

Liebe Leser, es gibt rund 2,3 Mrd. Christen auf der Welt, also Menschen, die einer christlichen Kirche angehören. Wie wir Christen mit den Problemen dieser Welt, insbesondere jetzt mit dem Krieg in der Ukraine, umgehen und was wir tun bzw. nicht tun, hat eine ungeheure Kraft. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Kirchen dieser Welt Stellung beziehen. Die Landessynode der EKM (Ev. Kirche in Mitteldeutschland) hat Ende April getagt und folgendes beschlossen:

„Suche Frieden und eile ihm nach“ (Ps 34,15)

Es ist wieder Krieg in Europa. Wir sehen das Leid der Menschen in der Ukraine als Folge der

Kriegshandlungen und sind erschüttert. Das Recht auf Leben, Unversehrtheit, Schutz des Eigentums und Freiheit steht allen Menschen zu. In unsere Gebete schließen wir alle Schwestern und Brüder ein und bitten um Gottes Beistand, um gemeinsam Schritte auf dem Weg des Friedens zu gehen. Wir teilen die Sorge vieler Menschen vor einer Ausweitung des Krieges. Die Logik der Eskalation darf die gesellschaftliche Debatte nicht bestimmen. Die Landessynode unterstützt das diesbezügliche Engagement unseres Landesbischofs Friedrich Kramer als Friedensbeauftragter der EKD.

Wir danken allen, die sich in den Gemeinden und diakonischen Einrichtungen für Flüchtende

einsetzen, ihnen Wohnung zur Verfügung stellen, in den Sammelunterkünften helfen, Behördengänge unterstützen und Hilfstransporte organisieren. Wir bitten unsere Gemeinden

– nicht nachzulassen im Gebet für den Frieden,

– sich entschlossen einzusetzen für ALLE Menschen, die Opfer von Krieg und Gewalt sind,

und ihnen Räume zu öffnen,

– Hilfe bei der Kinderbetreuung und Arbeitssuche zu leisten,

– die seelischen und körperlichen Bedürfnisse wahrzunehmen und ihnen zu entsprechen.

Wir rufen dazu auf, respektvolle Diskurse unterschiedlicher friedensethischer Positionen zu fördern. Uns eint der Wunsch nach Frieden. Lasst uns jetzt besonders aufmerksam mit unseren ökumenischen Partnerschaften umgehen und die nicht aus dem Blick verlieren, die bereits jetzt die desaströsen Folgen des Krieges spüren. Z. B. durch ausfallende Getreideimporte sind sie in existentielle Bedrängnis geraten. Wir denken an unsere Partnergemeinden in Tansania und alle Geschwister, denen wir verbunden

sind.

Zu ehrlicher Ökumene gehört auch, Grenzen aufzuzeigen und Position zu beziehen. Wir verurteilen die offizielle Haltung des Moskauer Patriarchats zum Krieg in der Ukraine und den darin enthaltenen Missbrauch unserer christlichen Botschaft. Wir fühlen uns denen verbunden, die es wagen, dagegen aufzubegehren – in Russland, in der Ukraine und weltweit. Wir befürworten ausdrücklich die Aufnahme der autokephalen Orthodoxen Kirche in der Ukraine (OKU) in den Ökumenischen Rat der Kirchen. Wir wenden uns zugleich gegen jede Ausgrenzung von Menschen russischer Herkunft und halten fest an der Bedeutung des ökumenischen Gesprächs mit allen Menschen orthodoxen Glaubens.

Deshalb bitten wir die Gemeinden, kirchlichen Werke und diakonischen Einrichtungen der EKM, am 8. Mai das Ökumenische Friedensgebet von Sr. Mary Grace Sawe in den Gottesdiensten zu beten und es in Deutsch, Ukrainisch und Russisch über Schaukästen, Internetseiten, Social media-Kanäle bekannt zu machen und in Umlauf zu bringen.

Wir fordern die Gemeinden auf, die in den kommenden Wochen stattfindenden Gemeindefeste bewusst und engagiert für alle Menschen zu öffnen, die nach Deutschland gekommen sind und dabei ein besonderes Augenmerk auf Angebote für Kinder zu legen. Unsere Vision ist, dass miteinander spielende und feiernde Kinder ein Signal des Friedens sind. Eine Anregung ist – wo möglich – am orthodoxen Pfingsttermin ökumenische Gottesdienste zu feiern.

Christus ist unser Friede. (Eph 2,14)

Ökumenisches Friedensgebet (von Sr. Mary Grace Sawe):

Gütiger Gott, wir sehnen uns danach,

miteinander in Frieden zu leben.

Wenn Egoismus und Ungerechtigkeit überhandnehmen,

wenn Gewalt zwischen Menschen ausbricht,

wenn Versöhnung nicht möglich erscheint,

bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Wenn Unterschiede in Sprache,

Kultur oder Glauben uns vergessen lassen,

dass wir deine Geschöpfe sind und

dass du uns die Schöpfung als gemeinsame

Heimat anvertraut hast,

bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Wenn Menschen gegen Menschen ausgespielt werden,

wenn Macht ausgenutzt wird, um andere auszubeuten,

wenn Tatsachen verdreht werden,

um andere zu täuschen, bist du es,

der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Lehre uns, gerecht und fürsorglich

miteinander umzugehen und der

Korruption zu widerstehen.

Schenke uns mutige Frauen und Männer,

die die Wunden heilen, die Hass und Gewalt

an Leib und Seele hinterlassen.

Lass uns die richtigen Worte, Gesten und

Mittel finden, um den Frieden zu fördern.

In welcher Sprache wir dich auch als

„Fürst des Friedens“ bekennen,

lass unsere Stimmen laut vernehmbar sein

gegen Gewalt und gegen Unrecht.

Amen.

Herr, gib uns deinen Frieden (Text: W. Poeplau, Musik: L. Edelkötter)