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08.05. Tom Ludwig

Müssen Christen die 10 Gebote halten?

Liebe WhatsApp-Gemeinde, für viele Nichtchristen ist der Glaube eher eine Pflichtübung. Man muss die Gebote halten, beten, Bibel lesen, in die Kirche gehen, sich anständig benehmen, keine schweinischen Witze erzählen, CDU wählen usw. Ist das so? Wie seht ihr das? Haltet ihr die 10 Gebote? Kennt ihr überhaupt alle? Die Älteren unter euch mussten sie bestimmt noch im Konfirmandenunterricht lernen, aber die Jüngeren kenne die 10 Gebote wahrscheinlich nicht mehr so genau, zumindest nicht alle. Einige Gebote kennen auch Nichtchristen, wie z.B. „Du sollst nicht töten.“ oder „Du sollst nicht stehlen.“ oder „Du sollst nicht ehebrechen.“ Aber dann hört es bei den meisten auch schon auf. Wenn wir die 10 Gebote gar nicht mehr kennen, wie sollen wir sie dann einhalten? Und müssen wir sie einhalten oder sind sie vielleicht gar nicht mehr so aktuell?

Sicher würden auf diese Fragen Christen sehr unterschiedlich antworten. Für mache sind die 10 Gebote sehr wichtig und sie versuchen sie zu halten und für andere spielen sie nicht mehr so die zentrale Rolle, weil sie eher einen freiheitlicheren Glauben haben. Für mich sind die 10 Gebote sehr wichtig, aber ich sehe sie nicht als Pflichtübung, sondern viel mehr als Reaktion auf die Liebe Gottes. Der Psalm 119 handelt davon, wie wertvoll das Wort Gottes, das Gesetz, die Gebote sind. Der Beter dieses Psalms macht damit deutlich, wie er das Gesetz Gottes liebt. Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber wenn man den Psalm liest, bekommt man einen Eindruck davon, wie sein Herz davon erfüllt ist. Ein Vers hat mich besonders zum Nachdenken gebracht:

Erweise mir deine Güte, denn nur so kann ich leben und dein Wort befolgen. (Psalm 119,17)

Viele Nichtchristen, aber auch viele Christen haben meines Erachtens nach die Vorstellung, dass der Glaube wie ein Straf- und Belohnungsprinzip funktioniert. Wenn ich die Gebote halte, dann belohnt Gott mich und segnet mein Leben und wenn nicht, dann muss ich mit Strafen rechnen oder zumindest mit Segensentzug. Ich glaube das nicht. Gottes Prinzip ist umgekehrt, also nicht: Gebote halten und dann kommt der Segen, sondern: Erst kommt der Segen und dann die Gebote halten. Als erstes handelt Gott. Er beschenkt uns reich mit seiner Güte ohne Vorleistungen. Ich muss mir die Liebe Gottes nicht verdienen, sondern sie ist vorbehaltlos und bedingungslos. Deshalb gibt es auch viele Befürworter der Kindertaufe. Wenn man ein Baby vor Gott bringt, dann macht das sehr gut deutlich: Gott nimmt uns ohne Vorleistung an.

Und wenn ich das verstanden habe, wenn ich die bindungslose Liebe Gottes verinnerliche, dann kann ich gar nicht mehr anders als nach seinem Willen zu fragen. Dann möchte ich als Reaktion darauf, aus Dankbarkeit auch seine Gebote halten. Dieser Psalmvers macht das sehr gut deutlich. Erst steht die Güte Gottes und dann die Frage nach seinen Geboten. Wenn ich die Gebote als Pflichtübung ansehe, dann ist es Zwang und ich werde mich immer eingeengt fühlen. Wenn ich die Gebote allerdings aus Dankbarkeit für Gottes Güte und Liebe sehe, dann halte ich sie gerne, dann ist es ein Zeichen meiner Liebe zu Gott. Und so möchte ich die 10 Gebote gerne verstehen, denn dann darf ich auch versagen, weil Gottes Liebe größer ist als die Gebote.

Wie soll ein Mensch das schaffen (Text: Christoph Zehendner, Melodie: Johannes Nitsch)