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07.03. Tom Ludwig

Gut oder Böse

Liebe Leser, ein alter Indianer sagte: „In mir kämpfen zwei Wölfe, ein schwarzer, der für das Böse steht, und ein weißer, der für das Gute steht.“ Daraufhin fragte ihn jemand: „Und welcher Wolf gewinnt?“ Der Indianer antwortete: „Der, den ich füttere.“

Gibt es böse und gute Menschen? Böse und gute Völker? Böse und gute Religionen? Böse und gute Staatsformen? Ich denke nein. Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft nicht zwischen Menschen oder zwischen Ländern, sondern in jedem von uns. Jeder Mensch hat gute und auch böse Seiten. Es gibt keine guten oder bösen Menschen, sondern nur gute oder böse Taten. Und wir können entscheiden, was wir tun. Sicher nicht immer, das mag sein. Es gibt Abhängigkeiten und Zwänge, die es uns oft schwer machen, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, aber trotzdem haben wir einen freien Willen und können viele Entscheidungen selbst treffen. Und eine dieser sehr wichtigen Entscheidungen ist, welchen Wolf ich füttere.

Ja, sicher sind wir alle irgendwie egoistisch. Aber das müssen wir nicht sein, es gibt immer die Möglichkeit sich zu verändern. Wir müssen nicht den Egoismus in uns selbst füttern, indem wir immer wieder unsere eigenen Wünsche in den Vordergrund stellen. Wir können auch unsere Selbstlosigkeit füttern und an andere denken und mit dafür sorgen, dass es ihnen gut geht. Ich glaube, Gott möchte uns beeinflussen und er möchte das Gute in uns füttern. Deshalb hat er seinen Sohn Jesus in die Welt geschickt, um uns zu zeigen, wie ein gutes Leben aussehen kann. Nehmen wir uns daran ein Beispiel und folgen wir Jesus nach, um es mal fromm auszudrücken. Aber was heißt das genau? Was soll ich mir denn bei Jesus zum Vorbild nehmen? Ich möchte eine Geschichte hernehmen, die sehr viel darüber aussagt, was es heißt, das Gute in einem Menschen zu füttern.

Jesus zog mit seinen Jüngern durch Jericho. Dort lebte ein sehr reicher Mann namens Zachäus, der oberste Zolleinnehmer. Zachäus wollte Jesus unbedingt sehen; aber er war sehr klein, und die Menschenmenge machte ihm keinen Platz. Da rannte er ein Stück voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, der am Weg stand. Von hier aus hoffte er, einen Blick auf Jesus werfen zu können. Als Jesus dort vorbeikam, schaute er hinauf und rief: »Zachäus, komm schnell herunter! Ich soll heute dein Gast sein!« Eilig stieg Zachäus vom Baum herunter und nahm Jesus voller Freude mit in sein Haus. Als die Leute das sahen, empörten sie sich über Jesus: »Wie kann er das nur tun? Er lädt sich bei einem Gauner und Betrüger ein!« Zachäus aber wandte sich an Jesus und sagte: »Herr, ich werde die Hälfte meines Vermögens an die Armen verteilen, und wem ich am Zoll zu viel abgenommen habe, dem gebe ich es vierfach zurück.« Da entgegnete ihm Jesus: »Heute hat Gott dir und allen, die in deinem Haus leben, Rettung gebracht. Denn auch du bist ein Nachkomme von Abraham. Der Menschensohn ist gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten.« (Lukas 19)

Vorher hatte bei Zachäus immer wieder der schwarze Wolf gewonnen, sein Egoismus, seine Habgier. Doch als Jesus in sein Leben kam und das Gute in ihm gesehen hat, hat er den weißen Wolf gefüttert und damit veränderte sich alles. Das heißt natürlich nicht, dass Zachäus ab diesem Tag nie wieder etwas Böses getan hat, aber er hat einen wichtigen Kampf gewonnen. Je öfter in uns das Gute siegt, desto mehr werden wir auch die Kraft haben, Gutes zu tun. Jesus will uns dabei helfen und wir sollen auch mit helfen, indem wir auch bei anderen den weißen Wolf füttern, und das heißt eben, andere lieben, annehmen, achten, nicht verurteilen, das Gute in ihnen sehen. Jesus hat das getan und daran sollten wir uns ein Vorbild nehmen. Und ich bin mir sicher, dass das unsere Welt verändern wird.

Lieber Vater im Himmel, bitte hilf uns, das Gute in uns zu stärken, damit es immer mehr Macht gewinnt und wir immer öfter gegen das Böse siegen. Und hilf uns dabei, auch bei anderen Menschen das Gute zu stärken, indem wir sie lieben, achten, wertschätzen, das Gute in ihnen sehen und für sie beten. So beten wir auch für die Verantwortlichen des Krieges, dass nicht länger das Böse in ihnen die Oberhand hat, sondern das Gute siegt. Amen.

Schalom, schalom (Text: T. Rothenberg (Phil 4,7), Melodie: Israelisch)