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05.04. Tom Ludwig

Ich glaube nur, was ich sehe.

Liebe Leser, eine Gemeindepädagogin stellt in der Christenlehre den Kindern zum Einstieg eine Frage: „Es ist braun, hat weiches Fell, einen buschigen Schwanz und springt von Ast zu Ast. Was ist das?“ Darauf der kleine Anton: „Also eigentlich würde ich sagen, es ist das Eichhörnchen. Aber wie ich den Laden hier so kenne, kann es nur das liebe Jesulein sein.“ 😊 In kirchlichen Kreisen scheint die Antwort immer Gott und Jesus zu sein.

So ähnlich ist es mir jetzt passiert. Ich habe meine Christenlehre-Kinder gefragt: „Was kann man nicht sehen und nicht anfassen und nicht hören, aber es gibt es trotzdem?“ Und da kam von einigen sofort die Antwort: Gott und Jesus. Das ist ja auch richtig, aber ich wollte eigentlich nur mal von den Kindern wissen, was ihnen da so für Dinge einfallen. Und es kamen ja auch noch andere Antworten: Osterhase, Nikolaus, Glaube, Liebe, Gefühle, Freundschaft, Engel, Verstand. Und was würde euch einfallen?

Ich glaube, wir sind uns einig, dass es viele Dinge auf der Welt gibt, die man nicht sehen oder anfassen oder hören kann. Und trotzdem gibt es viele Menschen, die behaupten: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ Doch wenn sie ernsthaft darüber nachdenken, werden sie feststellen, dass das nicht stimmt. Und stellt euch vor, was so ein Ausspruch für einen Blinden bedeuten würde. Manch einer würde vielleicht sagen: Verstand, Gedanken, Gefühle, Liebe kann man auch sehen, aber dabei meinen sie etwas anderes: Man kann die Auswirkungen sehen. Wenn sich z.B. zwei Menschen lieben, dann sieht man das, wie sie miteinander umgehen, aber die Liebe an sich sieht man nicht.

Ein kluger Mann aus Afrika wird einmal gefragt, woher er weiß, dass es Gott gibt. Da antwortet er: Woher weiß ich, dass nachts ein Tier oder ein Mensch um meine Hütte gegangen ist? Ich seh es an den Spuren im Sand. Und genauso ist es mit Gott. Ich kann Gott zwar nicht sehen, aber ich sehe seine Spuren in meinem Leben.

Und so geht’s mir auch. Gott hat Spuren in meinem Leben hinterlassen: Gebetserhörungen, Hilfe, Kraft, Trost, Führung, sein Reden, Menschen, die er mir zur Seite gestellt hat, und vieles mehr. Das alles sind Gottes Spuren in meinem Leben, die mir zeigen, dass es Gott gibt.

Ja, natürlich ist es leichter, an etwas zu glauben, das man sehen und anfassen und hören kann. So ging es damals Thomas auch. Jesus war auferstanden und hatte sich seinen Jüngern gezeigt, nur Thomas war nicht dabei. Und als die anderen Jünger es ihm erzählten, glaube er ihnen nicht. In Johannes 20,25 heißt es: „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben.“ Ihr seht daran, gezweifelt haben die Menschen schon zu allen Zeiten und das ist auch nicht schlimm. Wir sollten nur nicht dabei stehenbleiben. Thomas sieht Jesus kurze Zeit später und seine Zweifel verschwinden. Und wie ist es bei uns? Jesus sagt:

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,29)

Und deshalb möchte ich uns allen Mut machen, mit offenen Augen und Ohren und Herzen durchs Leben zu gehen, damit wir Gottes Spuren erkennen und ihm vertrauen.

Wir haben Gottes Spuren festgestellt