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02.05. Tom Ludwig

Frieden schaffen ohne Waffen

Liebe Leser, dieses Plakat hängt am Schleizer Dreieck kurz vor Schleiz. Und es erinnert mich an meine Jugendzeit, da war ich öfter auf Friedensseminaren, die unter diesem Motto standen. Nach der Wende ist das dann irgendwie untergegangen, zumindest in meinem Bewusstsein. Aktuell war und ist es natürlich immer und jetzt in der heutigen Situation umso mehr. Wir Christen glauben an Jesus, den Friedefürsten, wie er in der Bibel auch bezeichnet wird. Schon zu seiner Geburt sprachen die Engel vom Frieden auf Erden und später hat er immer wieder zum Frieden aufgerufen. Und deshalb sind wir Christen Friedensstifter, im Kleinen wie im Großen.

Die Frage ist nur, geht das ohne Waffen? Kann man in dieser Welt Frieden schaffen ohne Gewalt? Dürfen wir Christen Waffenlieferungen befürworten? Dürfen wir uns mit Gewalt verteidigen, wenn wir angegriffen werden und dürfen das die ukrainischen Christen? Wie verhalten wir uns als „Zuschauer“ richtig und wie sollen sich die Christen in der Ukraine verhalten? Ich bin ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich möchte uns aber ein paar Gedanken mit auf den Weg geben. Vielleicht helfen sie euch und vielleicht helfen sie mir dabei, mit dem Problem etwas besser umzugehen:

1. Mit Waffen kann man niemals Frieden schaffen

Das heißt nicht unbedingt, dass Waffengewalt immer falsch ist. Natürlich muss es eine Staatsgewalt geben, die notfalls auch mit Waffen durchgesetzt wird, sonst gäbe es ein absolutes Durcheinander. Täter müssen bestraft und Verbrechen so gut es geht verhindert werden. Dazu gibt es die Staatsgewalt. Mit dieser Gewalt, mit diesen Waffen kann man vielleicht Schlimmeres verhindern, Gewalt eindämmen, Terror bekämpfen, Kriege beenden, aber man kann damit niemals Frieden schaffen. Frieden ist etwas völlig anderes als die Abwesenheit von Krieg.

2. Waffengewalt darf nur das allerletzte Mittel sein, wenn nichts anderes mehr geht

Gespräche, Verhandlungen, Sanktionen und ähnliche Mittel müssen immer voll ausgeschöpft werden. Erst wenn alles nichts mehr hilft, darf man über Einsatz von Waffengewalt nachdenken. Das ist meine Überzeugung. Ob im Ukraine-Konflikt im Vorfeld diese Mittel alle ausgeschöpft wurden, kann ich nicht beurteilen. Ich hoffe es.

3. Gewalt kann auch eine Form der Nächstenliebe sein.

Wenn ich sehe, dass jemand neben mir verprügelt wird, wäre es falsch, wegzusehen und nichts zu tun. Ich kann versuchen mit den Tätern zu reden und sie davon abzuhalten, aber wenn das nicht hilft, muss ich notfalls auch mit Gewalt dazwischengehen und dem Opfer helfen. Was im Kleinen gilt, gilt natürlich auch im Großen. Dürfen wir einfach wegsehen, wenn in unserer Nähe ein Land überfallen wird? Sind wir nicht verpflichtet, den Opfern zu helfen? Wäre es nicht falscher, nichts zu tun? Was bedeutet in dem Falle Nächstenliebe? Können Waffenlieferungen Zeichen dieser Nächstenliebe sein? Ich bin sehr froh, dass ich solche Entscheidungen nicht treffen muss.

Wie ihr merkt, bin ich mir bei vielen Fragen unsicher, deshalb versteht diese Andacht wirklich als Andenken und Nachdenken. Nur bei einer Sache bin ich mir sehr sicher: Die Opfer zu unterstützen mit unseren Gebeten und unseren Spenden und Hilfsaktionen, das ist immer richtig! Und deshalb:

Lasst uns nicht müde werden, Gutes zu tun. Es wird eine Zeit kommen, in der wir eine reiche Ernte einbringen. Wir dürfen nur nicht vorher aufgeben! (Galater 6,9)

Schaff Frieden (Text: Harald Lämmel, Melodie: Andreas Bemmann)